EKD-Chef verteidigt Kirche erneut gegen Kritik in Corona-Krise

Heinrich Bedford-Strohm (Foto: Spernol)

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat seine Kirche erneut gegen Kritik an ihrem Verhalten in der Corona-Krise verteidigt. „Die Pfarrer sollen abgetaucht sein? So ein Unsinn. Die haben sich abgerackert, ebenso wie die vielen Tausenden Bediensteten in der Diakonie“, sagte der bayerische Landesbischof der „Welt“ (Montag). 80 Prozent der Gemeinden hätten digitale Angebote „aus dem Nichts gestampft“, wie eine empirische Studie ergeben habe. „Wir haben auf diese Weise mit unseren Gottesdiensten und Andachten viele Menschen erreicht, die wir vorher nicht erreicht haben“, sagte Bedford-Strohm.

In dem Gespräch mit der Zeitung brachte der EKD-Ratsvorsitzende auch eine Absenkung der Kirchensteuer für bestimmte Gruppen ins Gespräch gebracht. „Wir diskutieren darüber, ob es vernünftig ist, für die Gruppe der Berufseinsteiger mit der Kirchensteuer eventuell noch zu warten oder sie zu reduzieren“, sagte er. Auch werde darüber diskutiert, „generell flexibler zu sein, bei der Kirchensteuer Rücksicht auf bestimmte Lebenssituationen zu nehmen, die das Kirchenrecht bisher nicht vorsieht, die menschlich aber nachvollziehbar sind“.

Finanzierung von Seelsorge, Schulen und sozialen Einrichtungen

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben 2019 so viel Kirchensteuer erhalten wie nie. Trotz sinkender Mitgliederzahlen erreichten diese Einnahmen im Vorjahr mit insgesamt rund 12,7 Milliarden Euro ein Rekordhoch. Davon erhielt die katholische Kirche 6,76 Milliarden und die evangelische 5,95 Milliarden Euro. Fachleute machten dafür vor allem die gute Konjunktur verantwortlich. Für das laufende Jahr rechnen beide Kirchen mit starken Einbrüchen aufgrund der durch die Corona-Pandemie verursachten Wirtschaftskrise.

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Ihre Höhe orientiert sich am Lohn oder Einkommen. Die Finanzämter ziehen das Geld ein und geben es an die Kirchen weiter. Dafür erhält der Staat etwa drei Prozent des Steuereinkommens. Die Kirchensteuer ist die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der Kirchen. Die Kirchen finanzieren aus den Einnahmen vor allem die laufenden Kosten für ihr Personal in Seelsorge, Schulen und sozialen Einrichtungen. Beide Kirchen verloren 2019 so viele Mitglieder wie nie zuvor.

kna