Die Corona-Krise führt der katholischen Kirche nach Ansicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck ihre Probleme vor Augen. Auch nach der Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste seien viele Kirchen nicht vor Gläubigen übergequollen, sagte der Ruhrbischof am Freitag auf einer Regionalkonferenz des Synodalen Wegs in Dortmund. Vor allem junge Menschen fehlten. „Die Corona-Pandemie ist so etwas wie ein Brandbeschleuniger.“
Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, hatten die Kirchen öffentliche Gottesdienste zeitweise ausgesetzt. Einige Pfarrer hatten stellvertretend für ihre Gemeinde die sonntägliche Messe alleine gefeiert. Der Aachener Bischof Helmut Dieser betonte, die Abendmahlfeier sei kein Privileg von Priestern. „Eucharistie ist immer inklusiv und inkludierend“, sagte er. Sein Traum sei es, dass „wir jegliche klerikalistische Überfremdung und Belastung der Eucharistie hinter uns lassen.“
Der Präsident des Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, beklagte, während der Krise seien Christen als eine von vielen gesellschaftlichen Gruppen mit bestimmten Interessen behandelt worden – aber „nicht als eine Kraft, die diese Gesellschaft bestimmt und durchdringt“. Es habe ihn erschrocken, dass in der öffentlichen Debatte rund um Corona die Frage nach Gott nicht vorgekommen sei.
Die regionalen Treffen in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen, Frankfurt und München ersetzen die ursprünglich für Anfang September vorgesehene zweite Vollversammlung des Synodalen Wegs, bei dem Bischöfe und Vertreter der Laien über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Die Vollversammlung wurde wegen der Corona-Pandemie auf den Februar 2021 verschoben.
Am Freitagvormittag war die Corona-Krise Thema bei den Regionalkonferenzen. Mehrere Synodale in Dortmund beklagten ein zu geringes Engagement der Kirche während des Lockdowns. Am Nachmittag geht es um Sexualmoral und die Rolle von Frauen in der Kirche.