Kirchliche Hilfswerke fordern faire Handelsstandards für alle

50 Jahre nach Einführung der ersten fair gehandelten Produkte in Deutschland fordern die kirchlichen Entwicklungshilfswerke faire Bedingungen zum Standard im globalen Handel zu machen. „Wenn wir Hunger, Armut und Ungerechtigkeit überwinden wollen, muss der globale Handel insgesamt gerechter und fair werden“, sagte die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Montag in Berlin. „Unser Konsum darf nicht weiterhin auf dem Rücken der Menschen am Anfang globaler Wertschöpfungsketten erwirtschaftet werden.“

Erzbischof Stefan Burger (Foto: Erzbistum Freiburg)

Zusammen mit dem katholischen Hilfswerk Misereor fordert Brot für die Welt Handelsverträge, die Menschenrechte und Umweltstandards zu berücksichtigen, sowie ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen bei fahrlässiger Nichteinhaltung ihrer Sorgfaltspflichten in die Verantwortung nimmt. „Der Faire Handel zeigt, dass dies möglich ist“, sagte Füllkrug-Weitzel.

Global denken, lokal handeln

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der die Kommission für Entwicklungsfragen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz leitet, sagte: „Wir alle müssen global denken und lokal handeln.“ Beim Kaffee zeige sich, dass fairer Handel ein erfolgreiches Modell für alle Beteiligten sei. „Strukturen im Kaffeeanbau, die noch aus der Kolonialzeit stammen und Menschen in Armut halten, können überwunden werden.“

Zugleich beklagte Burger jedoch die niedrigen Weltmarktpreise der vergangenen drei Jahre bei gleichzeitigen Höchstrenditen der großen Kaffeeröster. „Wir setzen uns dafür ein, dass Bäuerinnen und Bauern für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden. Dazu gehört die Anerkennung der wirklichen Kosten, die etwa im Kaffee stecken: die schonende Behandlung des Bodens durch einen nachhaltigen Anbau und der Erhalt der Biodiversität“, sagte der Erzbischof.

Faire Woche

Im September 1970 kamen die ersten fair gehandelten Produkte in Deutschland auf den Markt: Aktionsgruppen boten in Kirchengemeinden Kunsthandwerk aus Asien, Afrika und Lateinamerika an. Bald darauf gab es auch fair gehandelten Kaffee, das bis heute erfolgreichste Produkt in diesem Bereich. Am Donnerstag feiern Brot für die Welt und Misereor zur Eröffnung der sogenannten Fairen Woche zusammen mit Handelsinitiativen das Jubiläum. Während der Aktionswoche sind bundesweit Veranstaltungen zum Thema geplant.

kna