Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verteidigt die Entscheidung, dass ein neuer Gutachter die Missbrauchsstudie für das Erzbistum Köln erstellt. Er verstehe, wenn die erneute Verschiebung der Untersuchung zu Enttäuschung, Verunsicherung und Vertrauensverlust führe. Das sagte der Erzbischof am Sonntag dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. Doch Experten hätten „klar den Hinweis“ gegeben, dass das bislang nicht veröffentlichte Erstgutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) untauglich sei.
Das Erzbistum hatte Ende Oktober überraschend mitgeteilt, es habe den Kölner Strafrechtsexperten Björn Gercke mit einer neuen Untersuchung zum Thema Missbrauch beauftragt. Zugleich wurde darüber informiert, dass das WSW-Gutachten wegen methodischer Mängel nicht veröffentlicht wird. Die Rechtsanwälte hatten im Dezember 2018 den Auftrag erhalten. Die im März angesetzte Präsentation wurde kurzfristig abgesagt, um die geplante Benennung von Fehlverhalten ehemaliger oder aktiver Entscheidungsträger noch rechtlich abzusichern. Gercke will seine Expertise spätestens am 18. März 2021 vorlegen.
Woelki: Fehler und Versäumnisse sollen benannt werden
Woelki versicherte, dass auch weiterhin Fehler und Versäumnisse von Verantwortlichen benannt werden sollen. Wichtig sei aber auch, organisatorische, strukturelle oder systemische Fehler der Kirche festzustellen, um mögliche Konsequenzen ziehen zu können. Neben der Anerkennung des Leids der Betroffenen ziele die Untersuchung auf eine wirksame Prävention von sexueller Gewalt im Erzbistum ab.