Woelkis bekommt Unmut im obersten Beratergremium zu spüren

Im September noch blieb Kardinal Woelkis oberster Beraterkreis einer Sitzung fern – aus Protest. Eine erneutes Treffen am Wochenende wurde zwar nicht blockiert. Dennoch bekam der Erzbischof viel Unmut zu spüren.
Im September noch blieb Kardinal Woelkis oberster Beraterkreis einer Sitzung fern - aus Protest. Eine erneutes Treffen am Wochenende wurde zwar nicht blockiert. Dennoch bekam der Erzbischof viel Unmut zu spüren.

Kardinal Rainer Maria Woelki. Foto: rwm

Köln – Im September noch blieb Kardinal Woelkis oberster Beraterkreis einer Sitzung fern – aus Protest. Eine erneutes Treffen am Wochenende wurde zwar nicht blockiert. Dennoch bekam der Erzbischof viel Unmut zu spüren. Trotz anhaltender Kritik am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich sein oberstes Beratungsgremium am Freitag und Samstag wieder zu einer Sitzung mit ihm getroffen.

Diskussion über Auszeit für Woelki und Gremium

Dabei forderten einige Delegierte des Diözesanpastoralrats den Erzbischof auf, sein Amt zumindest bis zum Ende der vorige Woche eingeleiteten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn ruhen zu lassen, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus dem Teilnehmerkreis erfuhr. Dem kam Woelki nicht nach. Die Mehrheit der etwa 75 Mitglieder lehnte dann bei einer Abstimmung den Vorschlag ab, dass das Gremium selbst eine Auszeit nimmt. Knapp 30 Anwesende stimmten aber dafür.

Dem vorherigen Treffen im September waren über 50 Delegierte aus Protest ferngeblieben. Nach Feststellung der fehlenden Beschlussfähigkeit schloss der Erzbischof die damalige Sitzung wieder. Diesmal wurden die Beratungen fortgesetzt. Einige Delegierte blieben aber dem zweiten Sitzungsteil am Samstag fern.

Erzbistum nennt „besondere Polarität“

Dem Gremium gehören neben den Führungskräften der größten deutschen Diözese Vertreter der Priester, Diakone, Orden und pastoralen Mitarbeiter sowie zehn Laien aus dem Diözesanrat an. Laut einer Mitteilung des Erzbistums wurden die erheblichen Irritationen nicht beseitigt; die “besondere Polarität” der Sitzung sei zur Sprache gekommen. Die Mehrheit des Gremiums habe aber dafür gestimmt, sich mit anstehenden Sachfragen zu befassen. Das Fernbleiben einiger Mitglieder sei mit Respekt aufgenommen worden.

Das Gremium befasste sich den Angaben zufolge mit dem Aufbau von Gemeindeteams, die künftig das kirchliche Leben vor Ort verantworten sollen. Zudem sei über die Rechtsform der künftig rund 60 Pastoralen Einheiten gesprochen worden. Vorlagen zu beiden Themen hätten die Zustimmung des Gremiums und Woelkis gefunden.

Lage weiterhin angespannt

Die Lage im größten deutschen Bistum ist seit etwa zwei Jahren angespannt. Grund ist die Rolle Woelkis bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Einen neuen Höhepunkt erreichte die Kritik vorige Woche durch Interview-Aussagen der Assistentin des früheren Personalchefs.

Darin sagte Hildegard Dahm, dass sie schon vor Jahren eine Namensliste von 14 des Missbrauchs beschuldigter Priester erstellt habe. Die Aufstellung habe ihr Vorgesetzter zu einem Termin mit Woelki mitgenommen. Darunter sei auch der Name des früheren “Sternsinger”-Chefs Winfried Pilz gewesen. Nach dem Interview leitete die Staatsanwalt Ermittlungen gegen Woelki ein.

Formulierung findet sich nicht in Eidesstattlicher Versicherung

Der Kardinal hatte in einem Verfahren gegen die “Bild”-Zeitung an Eides statt versichert, erst in der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall Pilz befasst gewesen zu sein. Woelkis Anwalt Carsten Brennecke erklärte, dass diese Aussage richtig sei. Der Erzbischof habe nicht eidesstattlich versichert, keine Liste mit diesem Namen erhalten zu haben. “Er hat lediglich richtigerweise versichert, dass er sich mehr als sieben Jahre später nicht daran erinnern kann, ob der Name P. auf einer Liste stand.” Diese Formulierung findet sich indes nicht in der Eidesstattlichen Versicherung, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.

Unterdessen solidarisierten sich nach der Mitarbeitervertretung des Erzbistums Köln auch die Berufsverbände der Pastoral- und Gemeindereferenten und -referentinnen mit Dahm. Ihr hatte das Erzbistum arbeitsrechtliche Schritte angedroht. Die Berufsverbände sprachen von einer Drohgebärde auch gegenüber allen anderen Mitarbeitenden. Sie dankten Dahm, “die ihre Loyalität nicht allein im dienstrechtlichen Sinne verstanden hat, sondern sich ihrem Gewissen und der Wahrheit verpflichtet fühlt”.

Von Andreas Otto (KNA)