Die Corona-Pandemie gefährdet Menschen ohne Krankenversicherung zusätzlich, berichtet der Malteser Hilfsdienst e.V. im Bistum Essen. Die Malteser betreiben eine Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg.
Die Frage nach der Versicherungskarte gehört normalerweise zu den ersten Sätzen, die Patienten in Arztpraxen nach der Begrüßung hören. Doch was, wenn man über keine Versicherung verfügt? Die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Allein in diesem Jahr versorgte die Malteser Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg 835 Menschen ohne Versicherungsschutz. „Die Corona-Pandemie gefährdet erkrankte Menschen ohne Krankenversicherungsschutz zusätzlich“, warnt Prof. Dr. Hans-Georg Nehen, medizinischer Leiter der Sprechstunde an der Münzstraße in Duisburg.
Malteser führen weiteren Öffnungstag ein
Auf die steigenden Patientenzahlen reagierten die Malteser im Ruhrbistum nach eigenen Angaben bereits im Frühjahr, indem sie einen weiteren Öffnungstag einführten. „Es war schon vor der Coronakrise nicht möglich, diesen Teil der Bevölkerung medizinisch vollständig zu versorgen“, so Nehen. Inzwischen sei die Situation aber noch angespannter. In diesem Jahr musste die Duisburger Notfalleinrichtung den Angaben zufolge bereits zweimal während der Corona-Lockdown-Phasen schließen. Um zumindest einen Teil der zahlreichen Patientenanfragen aufzufangen, bot die Hilfsorganisation in dieser Zeit Video- und Telefonsprechstunden an.
Seit Anfang des Jahres hat die Malteser-Praxis 1626 Behandlungen durchgeführt, davon allein 503 an Kindern und 445 an Schwangeren. Dabei sei das ehrenamtliche Ärzteteam immer wieder mit unterschiedlichen Schicksalen konfrontiert. Inzwischen seien auch viele Selbstständige unter den Patienten, die zu spät Corona-Hilfen beantragt haben, ihre Beiträge für die private Krankenversicherung nicht mehr zahlen können und so ihren Versicherungsschutz verloren haben, erklärt Alexander Zielke, Projektleiter der Malteser-Praxis.
Finanzierung des ehrenamtlichen Hilfsangebotes schwierig
Größtes Problem nach der Corona-Situation und dem damit verbundenen Schutz des eigenen medizinischen Personals sowie der Patienten sei allerdings nach wie vor die Finanzierung des ehrenamtlichen Hilfsangebotes. Die Kosten für Schutz- und Hygienemaßnahmen hätten sich noch einmal deutlich erhöht, erläutert Zielke weiter. Für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz sei die Lage zurzeit verheerend und ein Ende noch nicht absehbar.
Seit 2017 gibt es die Einrichtung der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg. Die ehrenamtlichen Ärzte behandeln die Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und ohne Krankenversicherung kostenlos bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung oder einer Schwangerschaft. Die Einrichtung erhält keinerlei finanzielle Unterstützung durch Krankenkassen oder Kommune und wird durch Spenden finanziert.