ZdK-Vize Claudia Lücking-Michel fordert Kardinal Rainer Maria Woelki und das Erzbistum Köln auf, das bisher zurückgehaltene Kölner Missbrauchsgutachten sofort zu veröffentlichen und nicht länger auf das angekündigte neue Gutachten zu vertrösten.
Köln – Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, fordert Kardinal Rainer Maria Woelki und das Erzbistum Köln auf, das bisher zurückgehaltene Missbrauchsgutachten sofort zu veröffentlichen und nicht länger auf das angekündigte neue Gutachten zu vertrösten. „Wir können nicht mehr bis zum 18. März warten“, sagte die Theologin und CDU-Politikerin am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin.
„Verstecken hinter Gutachten und Gegengutachten“ helfe nicht
In der aktuellen Vertrauenskrise helfe nur noch „völlige Transparenz und Übernahme von Verantwortung“ und kein „Verstecken hinter Gutachten und Gegengutachten“. Woelki und die gesamte Bistumsleitung stehen in der Kritik, weil sie ein Gutachten einer Münchner Anwaltskanzlei zum Umgang der früheren und heutigen Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsfällen nicht wie vorgesehen veröffentlichen lassen. Das Papier habe „methodische Mängel“, heißt es zur Begründung. Woelki beauftragte daher einen neuen Gutachter, der seine Untersuchung bis zum 18. März veröffentlichen will.
Der gesamte Vorgang hat zu einer Vertrauenskrise im Bistum und darüber hinaus geführt. Zahlreiche Pfarrgemeinden und Priester und zuletzt der Diözesanrat der Katholiken wandten sich gegen den Kurs der Bistumsleitung. Aus Protest lässt die Katholiken-Vertretung in der mitgliederstärksten deutschen Diözese sogar ihre Mitarbeit an der Bistumsreform ruhen.
Lücking-Michel hofft weiter auf Reformen
Mit Blick auf das am Donnerstag und Freitag anstehende nächste – rein digitale – Treffen der mehr als 200 Delegierten des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg sagte Lücking-Michel, sie hoffe trotz aller aktuellen Probleme weiter auf Reformen. Sie sei auch davon überzeugt, dass ein Großteil der Bischöfe und anderen Amtsträger dazu bereit seien.
Der von vielen Seiten auch kritisierte Synodale Weg sei alles andere als tot, betonte die ZdK-Vize weiter. Sicher sei manches verbesserungswürdig, aber es sei auch eine große Kraft und Stärke der katholischen Kirche, dass sehr viele Gläubige sagten, sie blieben trotz aller Probleme dabei und wollten sich weiter mit großem Engagement für Veränderungen einsetzen.