Theologin Knop: Woelki gibt Verantwortung nach oben weiter

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fühlt sich nach Worten der katholischen Theologin Julia Knop nicht zur Rechenschaft gegenüber seinen Gläubigen verpflichtet. Er habe zwar Verständnis für Irritationen gezeigt, sagte sie am Donnerstag bei einer Online-Tagung der Katholischen Akademie in Schwerte. Sowohl die rechtliche Prüfung als auch die Prüfung einer persönlich-moralischen Verantwortung seines Verhaltens habe er jedoch nach oben weitergegeben. „Die Vertrauensfrage stellt er dem Papst“, sagte Knop.

Kardinal Woelki (Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0)

Dieses Verhalten zeige, dass in der Kirche weiterhin vielfach ein gewisses Standesdenken vorherrsche, fügte die Theologin hinzu. Was momentan häufig als Klerikalismus kritisiert werde, sei letztlich eine Standeslogik, die zum Habitus geworden sei: Dass Bischöfe Dinge „unter sich“ regelten und Mitbrüder einander näherstünden als denjenigen, die von Missbrauch betroffen seien. Die Kirche brauche durchaus Leitung, so Knop. Diese müsse sich aber in der Realität bewähren. Auch sollten die Kriterien, nach denen Macht als Dienst formuliert werde, nicht dem Ermessen Einzelner überlassen werden.

Keine kirchenrechtlichen Schritte vorgesehen

Woelki wird von Kritikern zur Last gelegt, dass er den Fall des Priesters O. 2015 nach seinem Amtsantritt in Köln zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterlassen habe. Der Kardinal begründete dieses Vorgehen mit der fortgeschrittenen Demenz des Geistlichen. Der Erzbischof selbst bat Papst Franziskus, die Anschuldigungen gegen ihn zu klären. Offenbar sind aber keine kirchenrechtlichen Schritte gegen ihn vorgesehen, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus dem Umfeld der Kurie erfuhr. Nach Einschätzung der zuständigen römischen Kurienbehörde musste Woelki nach damals geltendem Recht den Fall nicht zwingend nach Rom melden.

Der Erzbischof selbst erklärte zuletzt, dass er einen Rücktritt wegen möglichen Fehlverhaltens nicht ausschließe. „Die Übernahme von Verantwortung, die ich von allen anderen verlange, werde ich auch mir abverlangen“, sagte er auf die Frage, ob er möglicherweise als Erzbischof zurücktrete, wenn ihm das für den 18. März erwartete Gutachten über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsfällen ein pflichtwidriges Verhalten attestiere.

kna