Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler hält im Zuge der Corona-Pandemie eine Veränderung des Zugangs zur Natur für möglich.
Heilbronn – Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler hält im Zuge der Corona-Pandemie eine Veränderung des Zugangs zur Natur für möglich. „Ich glaube, dass die Wertschätzung des Hinausgehens in die Natur als Folge dieser Corona-Krise weiter zunehmen wird. Es gibt erkennbar eine zunehmende Sehnsucht nach Draußen. Vielleicht wird sich mit diesem Hinausgehen auch unser genereller Zugang zur Natur verändern“, sagte Münkler der „Heilbronner Stimme (Dienstag).
Das Hinausgehen sei für viele Menschen ein Augenblick, in dem sie das Gefühl der Freiheit empfänden, so Münkler. „In mancher Sicht offenbart sich hier etwas, was schon die Romantiker des frühen 19. Jahrhunderts in Gedichtform gefasst haben.“
Mangelnder Respekt vor den Bedürfnissen von Mitmenschen
Zugleich sei zu beobachten, dass die Gereiztheit in der Gesellschaft „zweifellos“ zunehme. Populisten gehören aus Münklers Sicht nicht zu den Gewinnern der Krise. „Aber sie haben sich mit Pandemieleugnern eingelassen. Damit haben sie insbesondere ältere Menschen und Risikogruppen verschreckt. Der mangelnde Respekt vor den Bedürfnissen von Mitmenschen ist sehr offensichtlich geworden.“
Der Politikwissenschaftler sagte, er fürchte, dass mit den „seelischen Tumulten, die sich allenthalben abgespielt haben, bei manchem eher das Gegenteil von Resilienz eintritt, nämlich eine notorische Gereiztheit. Genau auf diese steuern wir gerade zu, und müssen das ernst nehmen“. Pöbeleien sowie Hass und Hetze im Internet dürften nicht verharmlost werden, denn sie gingen bis zu Gewaltbereitschaft. „Leute, die in einer Präsenzveranstaltung den Mund nicht aufbekommen, sind oft die Netztäter. Sie sitzen an ihrem PC und denken, sie könnten unbeobachtet einmal richtig die Sau rauslassen“, betonte Münkler. „Wir beobachten hier einen Exzess der Feigheit.“