Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) muss sich einen neuen Präsidenten suchen. Thomas Sternberg (69) kandiert im November nicht erneut.
Bonn – Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) muss sich einen neuen Präsidenten suchen. Der amtierende Präsident Thomas Sternberg (69) kündigte am Freitag vor der digitalen Frühjahrsvollversammlung des ZdK an, er werde im November nicht erneut kandidieren.
Der Münsteraner steht der obersten Laienvertretung der Katholiken seit 2015 vor. In dieser Rolle ist er maßgeblich beteiligt an der Initiierung und Gestaltung des Gesprächsprozesses Synodaler Weg in der katholischen Kirche Deutschlands, der 2019 gestartet wurde. Von 2005 bis 2017 war Sternberg CDU-Landtagsabgeordneter in NRW und von 1988 bis 2016 Direktor der Katholischen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster.
ZdK fordert eine sozial gerechte Verteilung der Corona-Lasten
Zudem hat er zahlreiche Ehrenämter: So gehört er dem Kuratorium der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und dem WDR-Rundfunkrat an. Er zählt auch zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zu „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Bei seiner Frühjahrsvollversammlung forderte das ZdK eine sozial gerechte Verteilung der Corona-Lasten. Menschen mit niedrigen Einkommen, Geringqualifizierte und Alleinerziehende hätten wegen Corona massive Einbußen erlitten.
Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien litten besonders unter den Beschränkungen im Bildungs-, Sozial- und Freizeitbereich. „Das Ungerechtigkeitsempfinden bei den Betroffenen und der Gesamtbevölkerung für die drohende soziale Schieflage steigen deutlich“, sagte Sternberg. Christen müssten in dieser Situation für soziale Gerechtigkeit werben und sich als Anwälte für die Schwächsten in der Gesellschaft engagieren.
Solidarität bei der Verteilung der Impfstoffe
Das ZdK forderte zugleich weltweite Solidarität bei der Verteilung der Impfstoffe. „Es ist ein bleibender Skandal, dass sich weiterhin etwa 90 Prozent der Impfstoffe auf etwa ein Dutzend Länder verteilen“, so der ZdK-Präsident. Er appellierte an die EU und ihre Mitgliedstaaten, die Covax-Initiative zur Verteilung in den Ländern des Südens zu stärken. Die katholische Weltkirche stehe in der Verantwortung, sich „gegen kurzsichtige Nationalismen in der Impfstoffverteilung zu stellen“.
Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese forderte die Religionsgemeinschften in Deutschland auf, gemeinsam für mehr Impfbereitschaft zu werben und „Fake News“ zu bekämpfen. Liese bezeichnete es als oberstes Gebot der Humanität, die Impfstoffe gerechter zu verteilen. Über die Impfstoffinitiative Covax, die ärmere Länder mit Coronaimpfstoff versorgen will, seien erst drei Prozent der Menschen in ärmeren Ländern geimpft worden; bis zum Jahresende würden es 20 Prozent sein.
Rasche Bildung unabhängiger Kommissionen gefordert
Vor diesem Hintergrund kritisierte der CDU-Politiker, dass Israel, die USA und Großbritannien in der Öffentlichkeit vielfach als Vorbild bei der Impfstrategie dargestellt würden. In Wirklichkeit verhielten sie sich sehr egoistisch.
Mit Blick auf den Missbrauchsskandal in der Kirche forderte Sternberg eine rasche Bildung von unabhängigen Kommissionen zur Aufarbeitung in den Bistümern. Dass es solche Kommissionen noch nicht in allen 27 Diözesen gebe, liege auch daran, dass Kirche und Bundesländer teilweise noch keine Mitglieder benannt hätten.
Sternberg appelliert an Bistümer
Der ZDk-Präsident sprach sich erneut dafür aus, dass der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung im Bundestag einen jährlichen Bericht zur Aufarbeitung abgeben solle. So könne man das Thema auf der politischen Agenda halten. Er appellierte zugleich an alle Bistümer, aus dem Kölner Missbrauchsgutachten zu lernen. Es habe sich gezeigt, wie dramatisch sich Verfahrensfehler, fehlende rechtliche Regelungen und mangelnde Rechtskenntnis ausgewirkt hätten.
Notwendig sei eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit, die geordnete Verfahren mit Anklage und Verteidigung ermögliche. Sternberg kündigte an, dass sich das ZdK stärker mit Verantwortung auch von Laien als Täter oder Vertuscher von Missbrauch in Verbänden und Gemeinden auseinandersetzen wolle. Ein entsprechender Arbeitskreis war im März beschlossen worden. Es werde immer deutlicher, dass „Verbrechen sexualisierter Gewalt nicht nur eine Frage von Klerikern sind, sondern ein breites Geschehen“.
Von Christoph Arens (KNA)