Umweltverbände misstrauen Bolsonaro

Der Auftritt von Präsident Jair Messias Bolsonaro bei der von US-Präsident Joe Biden organisierten virtuellen Klimakonferenz ist in Brasilien auf Kritik und Enttäuschung gestoßen.
Der Auftritt von Präsident Jair Messias Bolsonaro bei der von US-Präsident Joe Biden organisierten virtuellen Klimakonferenz ist in Brasilien auf Kritik und Enttäuschung gestoßen. Umweltschutzverbände warfen Bolsonaro (Donnerstag Ortszeit) vor, keine konkreten Maßnahmen zum Schutz des brasilianischen Amazonaswaldes präsentiert zu haben. Die "vagen Versprechen" zur Reduzierung von Emissionen wurden als vertane Chance gewertet.

Präsident Jair Messias Bolsonaro (Foto:© Celso Pupo Rodrigues | Dreamstime.com)

Der Auftritt von Präsident Jair Messias Bolsonaro bei der von US-Präsident Joe Biden organisierten virtuellen Klimakonferenz ist in Brasilien auf Kritik und Enttäuschung gestoßen. Umweltschutzverbände warfen Bolsonaro (Donnerstag Ortszeit) vor, keine konkreten Maßnahmen zum Schutz des brasilianischen Amazonaswaldes präsentiert zu haben. Die „vagen Versprechen“ zur Reduzierung von Emissionen wurden als vertane Chance gewertet.

Bolsonaro hatte in seiner Video-Ansprache angekündigt, dass Brasilien bis 2050 klimaneutral sein werde – statt wie bisher kommuniziert bis 2060. Zudem werde das Land die Umweltkontrollen verstärken, um bis 2030 die illegale Abholzung auf Null zu senken. „Gleichzeitig muss man uns für die Dienste an der Umwelt, die unsere Biome für den ganzen Planeten leisten, gerecht entlohnen und damit die wirtschaftliche Bedeutung der Umweltschutz-Aktivitäten anerkennen“, so Bolsonaro.

Brasilien habe die Chance verspielt, das schlechte Image in Umweltfragen abzulegen, urteilte Sergio Leitao vom Umweltverband „Instituto Escolhas“ im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zum einen habe Bolsonaro „keine einzige konkrete Maßnahme angekündigt“; zweitens habe er nicht gesagt, „wie das wenige, was er versprach, erreicht werden soll“. Leitao habe erwartet, dass Brasilien beim Klimagipfel in die Offensive gehen würde. „Leider hat Brasilien wieder einmal nicht abgeliefert.“

„Allein dass Bolsonaro überhaupt eingeladen wurde, war ein interessanter Aspekt“, urteilt Marcio Astrini vom „Observatorio do Clima“ im KNA-Gespräch; „denn verdient hat er die Einladung nicht“. Astrini weist darauf hin, dass Biden längst die Konferenz verlassen hatte, als Bolsonaro endlich reden durfte. „Dass Bolsonaro von null Abholzung sprach, war absurd. In seinenbeiden Amtsjahren stieg die Abholzung um 47 Prozent an, ohne jegliche Kontrolle. Amazonien ist den Umweltverbrechern schutzlos ausgeliefert.“

Die Ankündigung, die Kontrollen zu verstärken, nannte Astrini „eine Schande.“ Er erinnerte daran, dass Beamte der Umweltbehörde Ibama in dieser Woche der Regierung vorgeworfen hatten, mit illegalen Holzhändlern gemeinsame Sache zu machen. Zudem hindere die Regierung die Behörde seit Oktober 2019 daran, Bußgelder auszustellen. Bolsonaro habe beim Klimagipfel gemacht, was er immer mache: „Er hat gelogen – und Geld verlangt.“ Zur Rettung des Klimas habe die kleingeistige Regierung Bolsonaro nichts beizutragen, so Astrini.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sprach von „leeren Versprechungen“ Bolsonaros. Gerade seine Regierung habe Umweltrecht sabotiert, Umweltaktivisten Verbrechen bezichtigt und Rechte der Ureinwohner unterminiert. Gerade seine Politik habe die Waldzerstörung im Amazonas noch vorangetrieben und diese ökologisch weltweit so wichtige Ressource weiter geschädigt.

Von Thomas Milz (KNA)