Bei ihrer Vollversammlung in Rom haben Italiens katholische Bischöfe den offiziellen Startschuss zu einem synodalen Weg der Kirche des Landes gegeben.
Rom – Bei ihrer Vollversammlung in Rom haben Italiens katholische Bischöfe den offiziellen Startschuss zu einem synodalen Weg der Kirche des Landes gegeben. Es gehe vor allem darum, das „kirchliche Wir“ zu stärken, erklärte der Konferenz-Vorsitzende Kardinal Gualtiero Bassetti zum Abschluss des knapp viertägigen Treffens am Donnerstag in Rom. Ziel des Prozesses ist demnach „eine glaub- und vertrauenswürdige“ Präsenz der Kirche bei den Menschen des Landes. Dies muss sich nach Ansicht der Bischöfe vor allem im Umgang mit den Folgen der Covid-Pandemie zeigen. Neben den gesundheitlichen Opfern, die das Virus fordere, sei wegen der Lockdown-Maßnahmen das „soziale Gewebe“ der Gesellschaft beschädigt. Die Kirche stehe bereit, den Nationalen Plan zu Neuanfang und Stärkung (PNRR) der Regierung zu stützen und mit durchzuführen.
Papst hat zu Synodalem Weg aufgefordert
Außerdem verweist die Abschlusserklärung auf bisher latente innerkirchliche Entwicklungen, welche die Pandemie enthüllt habe. Dazu zählen abnehmende Zahlen bei Gottesdienstteilnehmern und anderen kirchlichen Aktivitäten. In einer Gesellschaft, „die sich entchristlicht“, gebe es gleichzeitig eine wachsende, aber veränderte Frage nach Gott. Dieser müsse sich die Kirche in einem offenen Dialog stellen und dies als Chance wahrnehmen. Der synodale Prozess, zu dem der Papst die Bischöfe vor einigen Monaten erneut nachdrücklich aufgefordert hatte, soll von einer Arbeitsgruppe des Ständigen Rates der Bischofskonferenz organisiert werden. Dabei müssten Themen, Ablauf und Formen mit den Vorgaben des synodalen Prozesses, zu dem der Papst die gesamte Weltkirche aufruft, harmonisiert werden.
Zur Eröffnung am Montag besuchte Franziskus die insgesamt 213 teilnehmenden Bischöfe persönlich an ihrem Tagungsort in einem römischen Kongresshotel. In seiner Eröffnungsrede kritisierte er, die Kirche in Italien habe „vergessen“, wichtige Impulse des kirchlichen Nationalkonvents 2015 in Florenz aufzugreifen und umzusetzen. Damals hatte Franziskus davor gewarnt, sich den Herausforderungen der Zeit durch ein Festhalten an überholten Vorstellungen zu entziehen. Die christliche Lehre sei kein geschlossenes System, sondern lebendig – vor allem aber entwicklungsfähig.
Bischöfe ziehen Zwischenbilanz
Neben etlichen Neubesetzungen bei verschiedenen ihrer Kommissionen wählte die Bischofskonferenz am Mittwoch zwei neue stellvertretende Vorsitzende: Erzbischof Erio Castellucci (60) von Modena-Nonantola und Carpi sowie Erzbischof Giuseppe Andrea Salvatore Baturi von Cagliari (57). Die beiden sind regional für Nord- und Mittelitalien zuständig. Den Süden vertritt weiterhin Erzbischof Antonino Raspanti von Acireale als Vizepräsident. Vorsitzender der Konferenz ist weiterhin Kardinal Gualtiero Bassetti von Perugia-Citta della Pieve, Generalsekretär Bischof Stefano Russo.
Ein weiterer Punkt der Beratungen war eine Zwischenbilanz des kirchlichen Einsatzes gegen Missbrauch zwei Jahre nach der Neufassung ihrer Leitlinien. Demnach wurden seither 16 regionale Dienststellen eingerichtet, die von je einem Koordinator geleitet und von einem jeweils beauftragten Bischof betreut werden. Darüber hinaus seien knapp 220 diözesane Anlaufstellen errichtet worden.