Die deutschen Olympiaseelsorger begleiten die Athleten coronabedingt nicht zu den Sommerspielen in Tokio.
Bonn – Die deutschen Olympiaseelsorger begleiten die Athleten coronabedingt nicht zu den Sommerspielen in Tokio. Nach Gesprächen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) sei entschieden worden, die Veranstaltungen möglichst risikolos stattfinden zu lassen, sagte die katholische Sportseelsorgerin Elisabeth Keilmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch.
Keilmann und der evangelische Olympiapfarrer Thomas Weber planen nun, wie eine angepasste Betreuung der deutschen Mannschaft ohne Präsenz vor Ort mit Online-Gottesdiensten, Gedankenimpulsen und auch Videochats realisiert werden könnte. „Wir werden Begleitschreiben verfassen und versuchen, ständig digital mit den Athletinnen und Athleten in Tokio in Kontakt zu sein. Für Extremfälle hätten wir in einer evangelischen und katholischen Gemeinde Seelsorger vor Ort“, sagte die geistliche Beirätin des katholischen DJK-Sportverbands.
Die Olympiaseelsorgerin der Bischofskonferenz betonte, sie sehe bei den Spielen eine große Integrationsfunktion, die andere Menschen dazu motivieren könnte, Sport zu treiben. Spitzensportler könnten Werte vermitteln. „Ein wichtiger Aspekt ist auch das internationale Miteinander. Nicht zu vergessen ist der olympische Geist: Bis heute ist die Idee der Fairness und des weltumspannenden Friedens des Erfinders der modernen Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, ein sehr schöner und wichtiger Aspekt.“
Die deutsche Olympiamannschaft wird seit mehr als 40 Jahren bei Sommer- und Winterspielen von einem ökumenischen Seelsorgerteam begleitet. Ein katholischer und ein evangelischer Geistlicher bieten den Athleten, Trainern und Betreuern Gesprächsmöglichkeiten und Gottesdienstbesuche an. Auch bei den Paralympischen Spielen stellen die beiden großen Kirchen ein Seelsorgerteam, das den Sportlern mit Behinderung zur Seite steht. Bei den Universiaden, den Weltsportspielen der Studenten, reisen meist ebenfalls Seelsorger mit.
Erstmals betreuten Olympiapfarrer bei den Winterspielen 1972 in Sapporo/Japan die deutschen Athleten. Bei den folgenden Sommerspielen in München erlebte das ökumenische Tandem mit, wie die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geisel nahm; elf Israelis, ein Polizist sowie fünf Attentäter starben. Damals waren Heinz Summerer (1934-2013) katholischer und Georg Rückert (1914-1988) evangelischer Olympiapfarrer und leisteten im Olympischen Dorf Beistand. Der Münchner Summerer gilt als Pionier der Sportlerseelsorge.
Seit Mai 2018 betreut auf katholischer Seite die Seelsorgerin Elisabeth Keilmann aus Bochum die Sportler. Sie ist Sport- und Olympiaseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz und zugleich Geistlicher Beirat des DJK-Sportverbandes. Seit 2006 ist auf evangelischer Seite Pfarrer Thomas Weber aus Gevelsberg im Olympiaeinsatz. Die paralympischen Sportler betreute bislang Elisabeth Keilmann gemeinsam mit dem evangelischen Kollegen Christian Bode.
kna