Thierse: Frage nach Gerechtigkeit und Menschenwürde neu stellen

Nach Ansicht des früheren Bundestagspräsident Wolfgang Thierse muss die Frage nach Gerechtigkeit neu gestellt werden.
Berlin – Nach Ansicht des früheren Bundestagspräsident Wolfgang Thierse muss die Frage nach Gerechtigkeit neu gestellt werden. Es habe sich gezeigt, dass die Pandemie "kein Gleichmacher", sagte Thierse am Samstag. Im Gegenteil: Die Coronakrise habe die Ungleichheiten zwischen Arm und Reich noch verschärft. Er äußerte sich bei religionspolitischen Jahrestagung der SPD-Bundestagsfraktion und des Arbeitskreises Christinnen und Christen (AKC) in der SPD.

Wolfgang Thierse –Foto MarkwatersDreamstime.com

Nach Ansicht des früheren Bundestagspräsident Wolfgang Thierse muss die Frage nach Gerechtigkeit neu gestellt werden. Es habe sich gezeigt, dass die Pandemie “kein Gleichmacher”, sagte Thierse am Samstag. Im Gegenteil: Die Coronakrise habe die Ungleichheiten zwischen Arm und Reich noch verschärft. Er äußerte sich bei religionspolitischen Jahrestagung der SPD-Bundestagsfraktion und des Arbeitskreises Christinnen und Christen (AKC) in der SPD.

Auch die Frage nach einem menschenwürdigen Leben müsse neu gestellt werden. Auch das habe sich in der Coronakrise mit Blick auf die Menschen in Heime und Krankenhäuser gezeigt. Es habe “eigentümliche Debatten” über den Wert des Lebens gegeben. Dabei verwies er auf Tübingens Bürgermeister Boris Palmer (Grüne) sowie auf Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU).

Palmer hatte im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt, dass der Lockdown-Kurs alten Menschen das Leben rette, die bald sowieso sterben würden. Schäuble hatte in einem Interview betont, dass dem Schutz des Lebens nicht alles untergeordnet werden müsse.

Zugleich verurteilte der Arbeitskreis die Anzeige der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) mit Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Damit werde nicht nur Religion zu Wahlkampfzwecken missbraucht, sondern es komme eine antisemitische Haltung zum Ausdruck, die das jahrhundertealte Vorurteil pflege, das Judentum sei eine Verbotsreligion.

Das Institut hatte in mehreren großen Tageszeitungen eine Anzeige mit einer Fotomontage der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock geschaltet. Sie ist orientalisch gekleidet und trägt zwei Tontafeln. Damit erinnert sie an die biblische Figur des Mose bei der Verkündigung der zehn Gebote. Unterschrieben ist die Fotomontage mit dem Slogan “Wir brauchen keine Staatsreligion”. Auf den Tafeln steht in Anlehnung an die zehn Gebote unter anderem “Du darfst kein Verbrenner-Auto fahren” und “Du darfst nicht fliegen”.

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wurde im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründet und versteht sich als eine von Arbeitgeberverbänden getragene Lobbyorganisation.

knar