Die Bank im Bistum Essen (BIB) befand sich 2020 trotz Pandemie nach eigenen Angaben „auf einem soliden Wachstumskurs“. Demnach hat sie mit mehr als 43 Millionen Euro die betriebswirtschaftlichen „Erwartungen wieder deutlich übertroffen“, so Peter Güllmann.
Essen – Die Bank im Bistum Essen (BIB) befand sich 2020 trotz Pandemie nach eigenen Angaben „auf einem soliden Wachstumskurs“. Demnach hat sie mit mehr als 43 Millionen Euro die betriebswirtschaftlichen „Erwartungen wieder deutlich übertroffen“, wie Vorstandssprecher Dr. Peter Güllmann am Dienstag auf der digitalen Generalversammlung der Genossenschaftsbank mitteilte. Wie sich Rendite und Ethik miteinander vereinbaren lassen, war zentrales Thema. Die Bank möchte „für ein umfassendes Umdenken auf den Kapitalmärkten sorgen“.
Die Bilanzsumme erhöhte sich auf 5,3 Milliarden Euro, das Kundenkreditvolumen stieg auf rund 3,7 Milliarden Euro an. Beim Kundenkreditneugeschäft sei das Jahr 2020 mit mehr als 600 Millionen Euro erneut ein Rekordjahr gewesen. Damit gehört die BIB zu den großen Genossenschaftsbanken in Deutschland. Sie plant aufgrund der steigenden regulatorischen Eigenkapitalanforderungen einen kontinuierlichen Ausbau des Eigenkapitals von 510 Millionen Euro bis 2025 auf 622 Millionen Euro. Das gute Betriebsergebnis erlaubte es auch wieder, den Mitgliedern eine Ausschüttung von drei Prozent Dividende auf ihren Geschäftsanteil vorzuschlagen.
Keine Negativzinsen für Privatkunden der BIB
„Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wünschte ich mir für die BIB, dass sie irgendwann als Mitinitiator eines umfassenden Umdenkens auf den Kapitalmärkten, als die sozial-ökologische Bank, wahrgenommen wird“, erklärte Peter Güllmann.„Wenn später irgendjemand unser Fair Banking im Zusammenhang mit einer neuen Kapitalmarktkultur in Verbindung bringt, hätten wir viel erreicht.“ Schon immer lege der Schwerpunkt der BIB auf Finanzierungen in den Bereichen Sozial- und Gesundheitswirtschaft, Wohnungsbau und erneuerbare Energien. Doch nie sei der Wertekanon der BIB so wichtig gewesen, wie im Moment, so der Vorstandssprecher.
Das Einlagengeschäft der BIB sei nach wie vor von der anhaltenden Negativzinsphase geprägt, erläuterte Dr. Güllmann. Der Negativzinssatz, den die Bank bei der europäischen Zentralbank für Einlagen bezahlen muss, liegt unverändert bei minus 0,5 Prozent. Vor diesem Hintergrund hat die BIB bei ihren kirchlichen Einrichtungen begonnen, Verwahrentgelte zu berechnen. „Wir haben diese Maßnahme mit einer umfassenden Beratung unserer Kunden zur Strukturierung ihrer Einlagen kombiniert, mit dem Ziel, Negativzinsen zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Dies gelingt immer dann, wenn es möglich ist, Gelder in längeren Laufzeiten anzulegen“, erläuterte der Vorstandssprecher. Er betonte, dass Privatkunden auch im laufenden Jahr keine Negativzinsen bezahlen müssen.
Güllmann: „Die Ressourcenwende wird wehtun
Grundsätzlich, so Güllmann, sollen Kunden immer dann von den kostenlosen Dienstleistungen der Bank profitieren, wenn sie darüber hinaus auch weitere Geschäfte mit der BIB betreiben, die auf soziale oder ökologische Projekte einzahlen. Das mache das Fair-Banking-Prinzip der Bank aus. Die BIB habe nicht zuletzt auch durch ihre konservative Risikostrategie keine nennenswerten Ausfälle zu beklagen gehabt. So habe sie wieder in soziale und nachhaltige Projekte investieren können. Hierbei standen Finanzierungen in den Bereichen Gesundheitswesen, Ökologie, Teilhabe, Bildung – die großen Herausforderungen unserer Zeit – im Mittelpunkt.
„Die Ressourcenwende wird wehtun“, schloss Dr. Güllmann seinen Beitrag. Wenn wir akzeptierten, dass nur mit moderatem Wachstum ein nachhaltiges Wirtschaften möglich ist, hätten weltweite Teilhabe und ein Ausweg aus dem Klimawandel – und damit unser aller Lebensgrundlage – überhaupt eine Chance.
Vorübergehender Zeichnungsstopp
2020 hat die Bank etwa im Alfried-Krupp-Krankenhaus in die neueste Generation der OP-Robotik investiert, in Köln-Rodenkirchen den Neubau einer inklusiven Schule finanziert oder in Essen-Frohnhausen ein mehrteiliges Bauvorhaben für die Gruppe der Adolphi-Stiftung finanziert. Hier entstehen 106 Pflegeplätze, eine Wohnanlage mit 29 altengerechten Wohnungen, ein Kita- Ersatzneubau mit 80 Plätzen und eine Wohnanlage für betreutes Wohnen mit 20 Wohnungen. „Überfällige Reformen der Gesundheitswirtschaft werden spätestens nach der Bundestagswahl angegangen werden müssen“, sagte Güllmann. „Hier bringen wir uns schon lange als Netzwerkpartner in die Ideenfindung ein und unterstützen Konzepte mit dem Ziel, allen Menschen eine bestmögliche Gesundheitsversorgung zu ermöglichen – unabhängig von Alter und Einkommen.“
Im Bereich sozialer Wohnungsbau trägt die BIB mit Immobilienfonds dazu bei, dass Menschen lebenswerte Wohnungen und ein angenehmer Lebensraum zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen. Weltweit bemüht sich die BIB mit ihren selbstgemanagten Mikrofinanzfonds um Teilhabe. Hier kam es pandemiebedingt zu einem vorübergehenden Zeichnungsstopp, ab August will die Bank die Fonds wieder öffnen.
Sozialer Verantwortung mit Spenden nachgekommen
In der Pandemie sei die BIB ihrer sozialen Verantwortung auch wieder mit Spenden nachgekommen, betonte Peter Güllmann. So hat die BIB-Stiftung im vergangenen Jahr mit einer Rekordsumme von über 400.000 Euro soziale und karitative Einrichtungen unterstützt – etwa für die Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen für Kinder oder als Sonderboni für Pfarreien des Bistums Essen und deutschlandweite Caritasverbände. In diesem Jahr gehen allein in einer Sonderaktion 120.000 Euro an bundesweite Kinder- und Jugendeinrichtungen, um die Folgen der Pandemie abzufangen.
Bei der digitalen Generalversammlung der Bank im Bistum Essen wurden zwei weitere Aufsichtsratsmitglieder, Petra Schubert und Ralf Heynck, gewählt. Neben dem Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr und einem Ausblick gab es auch einen Gastbeitrag von Dr. Brigitte Mohn, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, im Gespräch mit Philipp von der Wippel, Managing Director von ProjectTogether, zum Thema Bildung, einen musikalischen Beitrag aus dem Homeoffice der Essener Philharmoniker und zum Abschluss einen Beitrag des Hope Choir der Creativen Kirche.