Bundesregierung will DDR-Zwangsadoptionen erforschen lassen

Die Bundesregierung will ein unabhängiges Forschungsprojekt zum Thema politisch motivierte Adoptionen in der DDR in Auftrag geben.
Berlin – Die Bundesregierung will ein unabhängiges Forschungsprojekt zum Thema politisch motivierte Adoptionen in der DDR in Auftrag geben. Damit solle die Aufarbeitung von staatlichem Unrecht in der SED-Diktatur fortgeführt und ein hierzu ergangener Beschluss des Deutschen Bundestages umgesetzt werden, teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag in Berlin mit. Bedeutung, Umfang und historische Dimension dieses Themas seien trotz der gravierenden Auswirkungen auf die Betroffenen kaum erforscht, hieß es.

–Symbolfoto: Pexels /Pixabay

Die Bundesregierung will ein unabhängiges Forschungsprojekt zum Thema politisch motivierte Adoptionen in der DDR in Auftrag geben. Damit solle die Aufarbeitung von staatlichem Unrecht in der SED-Diktatur fortgeführt und ein hierzu ergangener Beschluss des Deutschen Bundestages umgesetzt werden, teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag in Berlin mit. Bedeutung, Umfang und historische Dimension dieses Themas seien trotz der gravierenden Auswirkungen auf die Betroffenen kaum erforscht, hieß es.

Forschungseinrichtungen aufgerufen

Forschungseinrichtungen seien aufgerufen, entsprechende Projektskizzen beim Innenministerium einzureichen. Die Auswahl der Forschungseinrichtung treffe das Ministerium mit Hilfe externer Wissenschaftler sowie eines Gremiums bestehend aus den Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Opferverband UOKG und der Bundesstiftung Aufarbeitung. Im Sinne der Opfer sei eine unabhängige Forschung das zentrale Anliegen, so das Innenministerium. Für mögliche Betroffene von politisch motivierten Adoptionen sei zusätzlich eine Zentrale Auskunfts- und Vermittlungsstelle als erste Anlaufstelle eingerichtet.

Das geplante Forschungsvorhaben (Hauptstudie) soll auf der 2018 veröffentlichte Vor- und Machbarkeitsstudie des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) im Auftrag der damaligen Ostbeauftragten der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), aufsetzen. „Die Vorstudie kommt zu dem Ergebnis, dass das Phänomen politisch motivierter Adoptionen in der DDR zwar lange bekannt, aber bislang nur punktuell erforscht ist“, erklärte Gleicke im März 2018.

Politisch motivierten Adoptionsverfahren in der DDR

Laut der Vorstudie kam es zwischen 1966 und 1990 in der DDR zu politisch motivierten Adoptionsverfahren, „die nach allgemeinen rechtsstaatlichen Maßstäben als Unrecht bezeichnet werden können“. Zugleich werde deutlich, dass sich die politisch motivierte Adoption „nicht als ein systematisch angewandtes Mittel der Repressionspolitik des SED-Staates gegen vermutete oder tatsächliche politische Gegner rekonstruieren lässt“, hieß es.

Betroffen waren demnach vor allem Kinder von alleinerziehenden oder minderjährigen Müttern und aus Großfamilien. Es waren zudem Eltern, die unter dem Verdacht standen, die öffentliche Ordnung durch „asoziales Verhalten“ zu gefährden oder die bei einer Republikflucht gefangen wurden oder sich durch politische Delikte strafbar gemacht hatten.

kna
Förderaufruf des Bundesinnenministeriums