Osnabrück – Die katholische Kirche muss nach den Worten des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode stärker über geistlichen Missbrauch aufklären. „In der Seelsorge herrschen Abhängigkeiten, die manche Seelsorger ausnutzen: Sie verfolgen eigene Interessen und entlassen einen Menschen nicht in die Freiheit. Wir müssen viel stärker über geistlichen Missbrauch aufklären und ihn zu verhindern suchen“, sagte Bode in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Geistlicher Missbrauch könne auch zu sexuellen Übergriffen führen.
Bode ist auch der Vorsitzende der Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft“. Er äußerte sich anlässlich einer Halbjahresbilanz zu der zentralen bundesweiten Anlaufstelle für Frauen, die als Erwachsene Gewalt im kirchlichen Raum erfahren haben. Die Stelle war im Januar dieses Jahres eingerichtet worden mit Zustimmung der Bischofskonferenz bei der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge, in Trägerschaft des Vereins „Frauenseelsorge in den deutschen Diözesen“.
„Verbindliche Leitlinien für Seelsorgeverhältnisse“ gefordert
„Bisher haben rund 10.900 Menschen das Angebot im Internet zumindest angeklickt. Es gab etwa 300 E-Mail-Kontakte und 30 bis 50 anonymisierte Beratungen. Das ist in einem so sensiblen Feld nicht wenig“, sagte Bode. „Die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Umgang mit sexuellem Missbrauch beziehen sich sehr stark auf Kinder und Jugendliche. Es gab insofern eine Lücke, als dass wir Erwachsene nicht mit in diese Leitlinien einbeziehen konnten.“
Es müsse von der Bischofskonferenz „verbindliche Leitlinien für Seelsorgeverhältnisse geben, ähnlich wie beim Umgang mit Missbrauch an Minderjährigen“, betonte der Bischof. „Das ist eine Aufgabe, die von der Frauenkommission, von der Bischofskonferenz aus weiter angegangen werden sollte. Das wird sich in der nächsten Zeit entwickeln. Betrachtet werden muss auch die Männerseite, die es ebenfalls betrifft.“