Die Kommunikationsberater des Erzbistums Köln haben beim Thema Missbrauchsaufarbeitung nach eigenem Bekunden von vornherein mit negativer Berichterstattung gerechnet.
Remagen – Die Kommunikationsberater des Erzbistums Köln haben beim Thema Missbrauchsaufarbeitung nach eigenem Bekunden von vornherein mit negativer Berichterstattung gerechnet. „Schon als wir in den ganzen Prozess reinkamen, war klar: Da gibt es jetzt kein wirklich positives Szenario mehr. Es wird bitter und düster bis zum Schluss“, sagte Medienanwalt Carsten Brennecke dem Branchenjournal „PR Magazin“ am Freitag. „Wir haben hier eine Institution, die sich den Vertuschungsvorwurf über Jahrhunderte redlich verdient hat.“
„Schon als wir in den ganzen Prozess reinkamen, war klar: Da gibt es jetzt kein wirklich positives Szenario mehr. Es wird bitter und düster bis zum Schluss“
Der Anwalt widersprach laut Vorabmeldung dem Vorwurf, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sei beratungsresistent. „Die gesamte Debatte rund um die Missbrauchsaufarbeitung wird massiv dazu benutzt, Kirchenpolitik zu machen. Das nimmt auch die Presse nur zu gern auf“, kritisierte Brennecke. „Es gibt einfach Leute, die versuchen, Woelki abzulösen.“
Rückblickend sei es falsch gewesen, die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) mit einer Überarbeitung des Gutachtens zu beauftragen, sagte Brennecke. Laut Krisenmanager Torsten Rössing konnten die Berater zudem nicht im Detail auf Einzelfälle reagieren, die nach und nach an Medien durchgestochen worden seien. „Wir hatten versprochen: Niemand kennt den Inhalt des Gutachtens bis zur Veröffentlichung – auch der Kardinal nicht. Das hat Kommunikation an einigen Tagen unmöglich gemacht“, so Rössing.
„Wir hatten versprochen: Niemand kennt den Inhalt des Gutachtens bis zur Veröffentlichung – auch der Kardinal nicht. Das hat Kommunikation an einigen Tagen unmöglich gemacht“
Das Erzbistum Köln hatte im März 2020 die Präsentation eines bereits fertig gestellten Missbrauchsgutachtens überraschend verschoben und dies mit äußerungsrechtlichen Bedenken begründet. Im Oktober erklärte die Erzdiözese dann, die Zusammenarbeit mit der beauftragten Kanzlei WSW sei aufgekündigt worden. Stattdessen sollte Strafrechtler Björn Gercke ein neues Gutachten erarbeiten.
Gercke legte seine Untersuchung im März 2021 vor. Sie weist namentlich acht hohen Amtsträgern des Erzbistums mindestens 75 Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Daraufhin boten der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp – ehemalige Kölner Generalvikare – ihren Rücktritt an. Weihbischof Ansgar Puff lässt seine Ämter ruhen.
Um die beiden Gutachten ist im Erzbistum eine streckenweise hart geführte Debatte entstanden. Kritiker sprechen von Vertuschung und fordern den Rücktritt Woelkis. Wegen der Vertrauenskrise im mitgliederstärksten Bistum des deutschen Sprachraums schickte Papst Franziskus im Juni zwei Gesandte nach Köln, um die Lage vor Ort zu prüfen. Eine Entscheidung des Papstes über die angebotenen Rücktritte sowie über die Zukunft Woelkis steht noch aus.