Die katholischen Jugendverbände BDKJ, DPSG und PSG können nach eigenen Worten „nur schwer nachvollziehen“, dass die Deutsche Bischofskonferenz der „Katholischen Pfadfinderschaft Europas“ als privatem kanonischen Verein die bundesweite Anerkennung ausgesprochen hat.
Düsseldorf / Neuss/ Augsburg – Die katholischen Jugendverbände BDKJ, DPSG und PSG können nach eigenen Worten „nur schwer nachvollziehen“, dass die Deutsche Bischofskonferenz der „Katholischen Pfadfinderschaft Europas“ als privatem kanonischen Verein die bundesweite Anerkennung ausgesprochen hat. Diese Anerkennung der habe Wellen geschlagen.
Kein Einvernehmen in der Frage der bundesweiten Anerkennung
Es habe zwar sowohl im Belegenheitsbistum Augsburg als auch auf Bundesebene Gespräche mit den Pfadfinder*innenverbänden DPSG und PSG sowie dem BDKJ als beratendes Mitglied gegeben, sagte ein Sprecher die Neues Ruhrwort auf Anfrage. „Sowohl in den Gesprächen im Belegenheitsbistum Augsburg als auch auf Bundesebene wurden aber kein Einvernehmen in der Frage der bundesweiten Anerkennung der „Katholischen Pfadfinderschaft Europas“ als privater kanonischer Verein erzielt oder ist eine Zustimmung durch die drei Verbände getätigt worden.“
Laut DBK-Sprecher Kopp wurde die nunmehr erfolgte kirchenrechtliche Anerkennung von mehreren untergeordneten Gremien der Bischofskonferenz empfohlen, darunter die Jugendkommission. Der Austausch mit der KPE habe 2012 begonnen. Dabei seien mit Blick auf die Vergangenheit und die Neuausrichtung des Vereins “Vorbehalte ausgeräumt” worden. Bei den Gesprächen unter Beteiligung von BDKJ-Vertretern sei es auch um Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Rollenbilder und Prävention sexualisierter Gewalt gegangen.
Frage der Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, geistlichen Missbrauchs und von Grenzverletzungen
Bisher wurde die KPE nur im Bistum Augsburg im Jahr 1992 als “kirchliche Jugendgemeinschaft” anerkannt. Die jetzige bundesweite Anerkennung bedeute, dass alle Bischöfe zukünftig ihre Verantwortung wahrnehmen müssen, die Arbeit der KPE kritisch zu überwachen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme, die Neues Ruhrwort vorliegt. Dies betreffe „insbesondere die Frage der Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, geistlichen Missbrauchs und von Grenzverletzungen allgemein. In den letzten Jahren wurde bekannt, dass es hier zu Übergriffen gekommen ist, die auch durch systemische Faktoren begünstigt wurden“.
Ob diese systemischen Ursachen für Missbrauch und Gewalt mittlerweile aufgearbeitet und beseitigt seien, kann von uns nicht beurteilt werden“, heißt es weiter. „Die Bischöfe verpflichten sich mit der Anerkennung, für den Schutz von Kindern und Jugendlichen bei der KPE Sorge zu tragen.“
Darüber hinaus hätten insbesondere die Pfadfinder*innenverbände innerhalb des BDKJ immer wieder deutlich gemacht, „dass es Bedenken hinsichtlich des pfadfinderischen und religionspädagogischen Konzeptes sowie der politischen Ausrichtung der KPE gibt“.
Kritik aus dem DBK- Betroffenenbeirat
Zwar hätten KPE-Vertreter in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass sie sich in diesen Themenkreisen um Veränderungen bemüht hätte. Wie weit diese Verbesserungen gehen und inwiefern sie auch in der Praxis gelebt werden, entzieht sich unserer Kenntnis“. Aus aktuellen Verbandsveröffentlichungen werde aber deutlich, „dass die KPE ein Verband ist, der an veralteten Rollenbildern und Gesellschaftsmodellen festhält, die nicht mit den Werten und der Arbeitsweise von DPSG, PSG und BDKJ übereinstimmen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Daher sehen die Verbände „keine Grundlage für gemeinsame Kooperationen oder Zusammenarbeit in den nächsten Jahren“. Der bisherige Gesprächsprozess im Rahmen der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) soll jedoch auf jeden Fall weitergeführt werden.
Johanna Beck vom Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz äußerte sich in der vorigen Woche entsetzt über die Anerkennung. Sie hatte erst am Montag vor dem Ständigen Rat der Bischofskonferenz gesprochen und dabei auch immer wieder auf ihre Missbrauchsgeschichte innerhalb der KPE verwiesen. Über die Anerkennung habe sie niemand informiert.