Wegen einer Antikriegspredigt und entsprechender Statements auf der Kirchen-Website hat ein russisches Gericht einen orthodoxen Geistlichen zu einer Geldstrafe verurteilt.
Moskau/Kostroma – Wegen einer Antikriegspredigt und entsprechender Statements auf der Kirchen-Website hat ein russisches Gericht einen orthodoxen Geistlichen zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Priester Ioann Burdin (49) aus einem rund 300 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen Dorf müsse 35.000 Rubel (umgerechnet 245 Euro) zahlen, weil er die russischen Streitkräfte diskreditiert habe, berichteten russische Medien (Freitag). Entsprechende Äußerungen stellt ein Gesetz unter Strafe, das am 4. März vom Parlament beschlossen und von Präsident Wladimir Putin unterzeichnet wurde.
Bereits zu Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine hatte Burdin aus Karabanowo bei Kostroma den Krieg klar verurteilt – im Gegensatz zum Kirchenoberhaupt, Patriarch Kyrill I. Einen Text über die „Unzulässigkeit des Blutvergießens“ habe er wegen des neuen Gesetzes entfernen müssen, teilte er jüngst auf der Internetseite seiner Kirchengemeinde mit. Am Freitag bedankte sich der Priester bei ungenannten Spendern: „Das Geld für die Bezahlung der Geldbuße ist gesammelt! Vielen Dank an alle!“
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Schon zuvor hatte er berichtet, dass Dutzende Menschen aus Russland und anderen Ländern ihn ihrer Unterstützung versichert hätten. Tausende hätten die Website besucht. Er freue sich, „dass die Worte des Evangeliums der Liebe nicht vergessen wurden und nicht verschwunden sind“, so Burdin. Vor dem Gericht in Kostroma hatte er sich laut Medienberichten für „nicht schuldig“ erklärt. Das Urteil sei noch nicht rechtskräftig.
In der vom Gericht beanstandeten Predigt vom vergangenen Sonntag habe es keinerlei politische Aufrufe gegeben, sondern „ausschließlich evangelische Worte“, so der Priester gegenüber der unabhängigen Internetzeitung „Mediazona“. Diese Worte seien 2.000 Jahre alt, einige noch älter, beispielsweise das alttestamentarische Gebot „Du sollst nicht töten“. Er habe die Gläubigen aufgerufen, den Hass nicht in ihre Herzen zu lassen, denn das führe zu einem Teufelskreis. Seine Ablehnung des Tötens betreffe beide Seiten; für die Kirche sei egal, weshalb getötet werde. Darüber berichtete der Nachrichtendienst Östliche Kirchen (NÖK). Russland stellte mit dem Zensurgesetz die „öffentliche Verbreitung absichtlich falscher Informationen über die Benutzung der Streitkräfte“ unter Strafe. Es drohen bis zu 15 Jahre Haft für Informationen, die von der offiziellen Linie der Regierung abweichen.