Agrarökonom: Bis zu 100 Millionen Hungernde durch den Krieg

Im schlimmsten Fall könnte der Krieg in der Ukraine nach Worten des Agrarökonomen Matin Qaim bis zu 100 Millionen Menschen in den Hunger treiben.
Frankfurt – Im schlimmsten Fall könnte der Krieg in der Ukraine nach Worten des Agrarökonomen Matin Qaim bis zu 100 Millionen Menschen in den Hunger treiben. Aus Russland und der Ukraine kämen etwa ein Drittel des weltweit gehandelten Weizens, ein Fünftel des Mais und drei Viertel des Sonnenblumenöls, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Beide Länder exportierten insbesondere nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten, etwa nach Ägypten, Libyen und in den Libanon.

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Im schlimmsten Fall könnte der Krieg in der Ukraine nach Worten des Agrarökonomen Matin Qaim bis zu 100 Millionen Menschen in den Hunger treiben. Aus Russland und der Ukraine kämen etwa ein Drittel des weltweit gehandelten Weizens, ein Fünftel des Mais und drei Viertel des Sonnenblumenöls, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Beide Länder exportierten insbesondere nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten, etwa nach Ägypten, Libyen und in den Libanon.

Betroffen sein könnten zudem Länder, „die noch ärmer sind, wo jetzt schon viele Menschen hungern: in Somalia, im Tschad, auf Madagaskar oder in Bangladesch, um nur einige zu nennen“. Wenn der Weizenpreis um 50 Prozent steige, würden Brot und Nudeln auch hierzulande „ein paar Cent teurer“, erklärte Qaim. „Das ist für viele Menschen zwar nicht unerheblich, die meisten können es sich hierzulande aber leisten. In weiten Teilen Afrikas und Südasiens geht das Einkommen dagegen fast komplett für Lebensmittel drauf.“

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Ebenso stiegen derzeit die Preise für Düngemittel, da Russland ein wichtiger Lieferant sei. „Das ist wiederum besonders für die ärmsten Länder in Afrika ein großes Problem. Anders als in Europa fehlen den meisten Landwirten dort die Möglichkeiten, Geld für teurer werdende Düngemittel aufzubringen, auch wenn sich das bei den hohen Getreidepreisen lohnen könnte.“ In der Folge könnten die Ernteerträge um 20 bis 30 Prozent sinken, so Qaim.

Wie sich der Krieg in den kommenden Monaten entwickeln werde, lasse sich schwer vorhersagen, fügte der Experte hinzu. „Umso wichtiger ist es, dass andere Länder jetzt ihre Verantwortung für die Welternährung wahrnehmen.“ Dafür müsse der Welthandel „so offen wie möglich“ bleiben; Exportstopps träfen am Ende wiederum die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt. Zudem „müssen wir einsehen, dass Hunger nicht nur ein Problem der Verteilung ist, sondern auch ein Problem knapper Mengen. Deshalb sollten wir uns auch in Deutschland fragen, wie sich die Nahrungsmittelproduktion weiter steigern lässt.“ Es gelte, umweltfreundlicher zu werden, ohne dass die Erträge einbrächen.

Zuvor hatte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ein schnelles internationales Hilfsprogramm gegen eine drohende Hungersnot durch Ausfall von Saatgut und Getreide gefordert. Man müsse „abgestimmt mit unseren Partnern“ internationale Unterstützung ausweiten, um Hungersnöte etwa in Entwicklungsländern abzumildern, sagte Schulze der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstag).