Vier Stationen auf der Kettwiger Straße bieten am Mittwoch, 13. April, den Gästen des RTL-Live-Events „Die Passion“ die Möglichkeit, sich mit der biblischen Passionsgeschichte auseinanderzusetzen.
Bevor am Mittwochabend auf dem Burgplatz das RTL-Live-Event „Die Passion“ beginnt, laden vier zentrale Begriffe aus der biblischen Leidens-Geschichte Jesu in der Essener Innenstadt zum Nachdenken und Innehalten ein. „Zwischen 16 und 18.30 Uhr sind alle herzlich willkommen, sich mit den Wörtern: Jesus, Kreuz, Liebe und Angst auseinanderzusetzen. Dazu braucht es keine Eintrittskarte für,Die Passion’“, sagt Marktkirchen-Pfarrer Jan Vicari.
„Farbige Holzbuchstaben stellen sich den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes in den Weg“, erzählt Theresa Kohlmeyer, Leiterin der Abteilung Liturgie und Glaubenskommunikation im Bischöflichen Generalvikariat. Mit Stiften können Passantinnen und Passanten ihre persönlichen Gedanken direkt auf die Holzbuchstaben schreiben. „An jedem Stand werden Seelsorgerinnen und Seelsorger stehen, mit denen die Menschen in der Fußgängerzone über diese Begriffe ins Gespräch kommen können“, so Kohlmeyer. Auch gebe es an jeder Station jeweils eine Postkarte – zusammengelegt ergeben die Motive ein zentrales Element der Passion.
Dom und Marktkirche sind zur Passion geöffnet
Dom und Marktkirche sind am Nachmittag geöffnet und laden dazu ein, sich vor dem Live-Event Ruhe und Entspannung zu gönnen. Kreativ wird es an der Anbetungskirche zugehen: Der bundesweit bekannte Street-Art-Künstler Mika Springwald sprayt live ein Kreuz-Graffiti und lädt dazu ein, selbst die Spraydose in die Hand zu nehmen. Auch „grüßgott“, die Cityseelsorge am Essener Dom, deren Glaspavillon auf der Kettwiger Straße unmittelbar am „Die Passion“-Areal liegen wird, beteiligt sich am ökumenischen Rahmenprogramm.
Nach der TV-Übertragung von „Die Passion“ werden Vicari und Kohlmeyer von der Bühne aus den Zuschauerinnen und Zuschauern auf dem Burgplatz einen ökumenischen Abendsegen spenden. Dom und Marktkirche werden anschließend noch bis Mitternacht geöffnet bleiben. Ein drei Meter hohes Lichtkreuz, angelehnt an das Kreuz der Prozession von “Die Passion”, erhellt den ansonsten dunklen Dom und lädt alle Menschen dazu ein, den Abend in einer ruhigen Atmosphäre ausklingen zu lassen. In der Marktkirche haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, ihre Gedanken zu den Passions-Wörtern Jesus und Liebe auf den Holzbuchstaben zu hinterlassen. Seelsorgerinnen und Seelsorger werden in beiden Kirchen für individuelle Gespräche zur Verfügung stehen.
„Die Passion“: Die größte Bühne für „die größte Show aller Zeiten“
Bevor Jesus die Bühne betritt, gibt Manitou den Takt vor. Unermüdlich flitzt der kraftvolle Gabelstapler mit dem Götternamen auf dem Essener Burgplatz hin und her. Gerade hat der nächste Lastzug vor dem Bischofshaus geparkt und will entladen werden. Diesmal holen Manitou und seine Kollegen silberne Absperrgitter aus dem Laderaum und verteilen sie an den verschiedensten Stellen auf dem Gelände. RTL bringt mit „Die Passion“ am Mittwochabend nach eigenen Angaben „die größte Geschichte aller Zeiten“ ins Fernsehen – und auf die größte Bühne, die das historische Zentrum von Essen je gesehen hat.
Kern und Blickfang ist ein rund 14 Meter hohes Gerüst, das auf vier Säulen ruht und entlang der Kettwiger Straße einmal quer über die Treppenanlage des Burgplatzes zieht – vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal bis zum Bistumsbrunnen am Dom. Dazwischen führt ein „Catwalk“ vom Glaspavillon der Cityseelsorge „grüßgott“ die Treppen hinunter auf den Platz, wo er sich zu einer Bühne weitet.
Thomas Gottschalk wird bei „grüßgott“ verkabelt
Thomas Gottschalk, der den Erzähler der modernen Passions-Geschichte mimt, wird hier am Mittwochabend zu sehen sein: Nachdem er im „grüßgott“-Pavillon sein Mikrofon erhält, geht’s die Stufen hinab und den bis zu 4900 Zuschauerinnen und Zuschauern entgegen. Die konnten sich online kostenlose Karten für die Show reservieren und werden im Durchgang zwischen Volkshochschule und Burggymnasium auf den Platz gelassen werden. Zwischen Boxentürmen und Foto-Podest gibt es dann ausschließlich Stehplätz – aber eine durchweg gute Sicht, zur Not auf die 36-Quadratmeter große LED-Wand, die ebenfalls Teil der Bühne ist.
Hatten in der vergangenen Woche die Gerüstbauer das Sagen, die die Bühnenkonstruktion mit Platz für die zwölfköpfige Band und den 25-Personen-Chor sowie die Türme für Kameras und Licht errichtet haben, sind heute die Dekorateure am Ruder: Dutzende Meter weiße Kunststoffbahnen verhüllen jetzt das Stahlgerüst, und auch die Bühnenbretter werden mit weißem Teppichboden verkleidet.
Derweil fahren oben auf der Kettwiger Straße und unten auf dem Burgplatz zwei Teams mit ihren Hubsteigern an die Bühne. Ganz langsam heben sich die Gondeln mit je zwei Arbeitern in die Luft und nähern sich behutsam den Beleuchtungs-Galerien. Insgesamt 860 Scheinwerfer werden am Mittwoch-Abend die RTL-Erzählung der Leidensgeschichte Jesus ins rechte Licht rücken. 65 Kilometer Kabel sorgen für den nötigen Strom von einem wummernden Generator dafür, dass die Signale der 15 Kameras erst in den Ü-Wagen-Trailer und dann via RTL in die Fernsehgeräte eines Millionenpublikums kommen.
„Das macht uns hier total Spaß, wir lieben solche Events“
In den Niederlanden ist „Die Passion“ seit Jahren ein vorösterlicher Quoten-Garant – „jetzt sind wir gespannt, wie ,Die Passion“ in Deutschland ankommt“, sagt Klaus Röder. Er ist „Head of production“ von Constantin Entertainment, die die Show im Auftrag von RTL produziert. „Dekorateure, Gerüstbauer, Licht, Beschallung, Mediatechnik …“, zählt er beim Gang über das Areal nur beispielhaft einige der Gewerke auf, die hier seit Tagen arbeiten und insgesamt 375 Menschen beschäftigen. Hinzu kommen 30 Leute der Technik-Crew. Röder ist entspannt.
Alles läuft nach Plan, und selbst das April-Wetter gibt sich bislang von seiner sonnigen Seite. Ob ihm nicht eine Show im geordneten Rahmen eines TV-Studios lieber wäre? „Nein, das macht uns hier total Spaß, wir lieben solche Events“, auch wenn alles „irre aufwendig“ und viele Absprachen mit städtischen Behörden oder Nachbarn wie dem Dom oder der Volkshochschule (VHS) nötig seien. Letztere hat gerade genauso Osterferien wie das Burggymnasium, so dass Constantin in der VHS Besprechungsräume und Künstlergarderoben unterbringen und auf dem Schulhof Material lagern kann.
Bischof Overbeck ist gespannt auf das TV-Format
Als einziger direkter Anwohner des Burgplatzes bekommt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die Aufbauarbeiten seit Tagen besonders hautnah mit. Er ist gespannt auf das Format, das er sich live auf dem Burgplatz ansehen wird. Als Bischof sieht er „Die Passion“ „als Angebot, sich mit der Leidensgeschichte Jesu auseinanderzusetzten“ – eben als ein weiteres in der jahrhundertelangen Tradition von großen Musik-Stücken, Kreuzweg-Andachten oder Passions-Spielen. „Jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, ob dieses TV-Event der richtige Rahmen dafür ist“, so Overbeck.
Fernseh-Mann Röder ist davon überzeugt. „Wir hatten gestern eine vierstündige Besprechung des Drehbuchs mit den Künstlern, das war schon ergreifend.“ Vor allem die Einspielfilme mit vorproduzierten Musikstücken seien sehr bewegend gewesen. „Egal ob man selbst gläubig ist oder nicht, vieles von der Geschichte steckt einfach in einem drin“, sagt Röder. In einer Video-Szene etwa mache Alexander Claws als Jesus ein Selfie mit Kindern. „Das ist doch eine tolle Sache, Glaubensinhalte in einer solchen Form seriös zu verarbeiten“, meint Röder. Einige Tausend Menschen in Essen und ein Millionenpublikum an den Bildschirmen wird sich dazu am Mittwochabend sein eigenes Urteil bilden können.