Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr sieht Reformbedarf bei den Katholikentagen. „Der große Run“ auf die Treffen sei vorbei.
Bonn/Erfurt – Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr sieht Reformbedarf bei den Katholikentagen. Man müsse sich generell darauf einstellen, dass „der große Run“ auf die Treffen vorbei sei, sagte Neymeyr in einem am Montag von dem Portal katholisch.de veröffentlichten Interview. Sorge bereite ihm vor allem die Tatsache, dass immer weniger junge Menschen zu den Glaubenstreffen kämen.
Katholikentage werden in der Regel alle zwei Jahre in wechselnden Städten abgehalten, in den anderen Jahren ist die evangelische Kirche mit dem Kirchentag an der Reihe. Vor wenigen Wochen fand der Katholikentag in Stuttgart statt – mit einer im Vergleich zu früheren Treffen deutlich verminderten Teilnehmerzahl; der nächste Katholikentag ist 2024 in Erfurt geplant.
Neymeyr: „Planen mit 15.000 Teilnehmenden“
Bischof Neymeyr sprach sich angesichts des geringeren Zuspruchs für ein strafferes Programm aus. „Wir planen derzeit mit 15.000 Teilnehmenden. Insofern ist auch schon klar, dass wir das Programm im Vergleich zum Stuttgarter Katholikentag mit seinen 1.500 Veranstaltungen tatsächlich deutlich reduzieren werden – übrigens auch aus Kostengründen, denn wir werden nur ungefähr die Hälfte der finanziellen Mittel zur Verfügung haben.“
Davon abgesehen sei er überzeugt, dass 500 Veranstaltungen für einen Katholikentag eigentlich ausreichend seien. „Das bedeutet allerdings auch, dass wir sicher nicht jedem Thema gleichermaßen Platz einräumen können.“ Gleichwohl würden auch nach Erfurt Spitzenpolitikerinnen und -poliker eingeladen. Die Stadt bezuschusst das Treffen laut Angaben von Neymeyr mit 600.000 Euro; das Bistum Erfurt wird die gleiche Summe beisteuern.
Offen für Ökumenische Kirchentage
Offen zeigte sich der Bischof auf die Frage, ob die beiden großen Kirchen in Deutschland statt Katholikentagen und Kirchentagen künftig nicht besser nur noch gemeinsame Ökumenische Kirchentage organisieren sollten. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es in der Zukunft darauf hinauslaufen wird – auch weil die finanziellen Ressourcen beider Kirchen ja nicht größer werden“, so Neymeyr. „Wenn man ein Konzept entwickeln würde, dass die Gemeinsamkeit der beiden Kirchen und der Christen betont und zugleich der Verschiedenheit der Konfessionen gerecht wird, könnte das sicher auch inhaltlich gut funktionieren.“
Vielleicht könne der Katholikentag in Erfurt hier in gewisser Weise ein Vorreiter sein, fügte er hinzu. „Denn ohne die tatkräftige Unterstützung, die uns der evangelische Kirchenkreis und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland bereits zugesagt haben, würden wir das Treffen gar nicht stemmen können.“