Antisemitismusbeauftragter kritisiert Aussage von Kardinal Koch

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch für dessen Aussage zum katholischen Refromprojekt Synodaler Weg und zu den "Deutschen Christen" im Dritten Reich kritisiert.

Kardinal Kurt Koch-– Foto: Andreas Faessler/CC BY-SA 4.0

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch für dessen Aussage zum katholischen Refromprojekt Synodaler Weg und zu den „Deutschen Christen“ im Dritten Reich kritisiert. „Dass der Vergleich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte herhalten muss, um zu einem innerkirchlichen Konflikt Stellung zu beziehen, ist irritierend“, sagte Klein dem Schweizer Pressedienst kath.ch (Freitag).

Auch wenn der Synodale Weg in Deutschland innerkirchlich umstritten sein möge, sei er dennoch „in seinem Wesen grundverschieden von der durch den Kardinal in seiner Analogie bemühten Verurteilung der ‚Deutschen Christen'“, betonte Klein. Diese hätten sich „sehenden Auges dem mörderischen nationalsozialistischen Regime“ angeschlossen und dessen Antisemitismus unterstützt. „Der Kardinal belässt es nicht bei der Kritik am Zeitgeist, wenn er insinuiert, dass in Deutschland ‚wieder‘ etwas geschehe“, erklärte Klein.

Bätzing fordert Entschuldigung von Koch

Am Donnerstag hatte der Schweizer Kurienkardinal der Wochenzeitung „Die Tagespost“ unter anderem gesagt, ihn irritiere, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition auch heute wieder zusätzliche Quellen angenommen würden. Ihn erschrecke, dass – wieder – in Deutschland versucht werde, in zeitgenössischen Phänomenen Offenbarungsquellen neben Bibel und Tradition zu behaupten. Denn vergleichbares habe es „bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten ‚Deutschen Christen‘ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben“.

Kochs Aussagen waren auch von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz zurückgewiesen worden. Deren Vorsitzender Georg Bätzing forderte eine sofortige Entschuldigung Kochs. Geschehe dies nicht, „werde ich eine offizielle Beschwerde beim Heiligen Vater einreichen“, sagte der Bischof von Limburg.

In einer späteren Erklärung, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, wehrte sich Koch gegen den Vorwurf einen Nazi-Vergleich betrieben zu haben. Er habe keineswegs den Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland mit der Nazi-Ideologie verglichen, „und ich werde dies auch nie tun“. Die Bischofskonferenz kündigte an, sich im Laufe des Tages zu der Erklärung äußern zu wollen.

kna