Missbrauchsaufarbeitung in Köln: Mitarbeiterin belastet Kardinal Woelki

Eine ehemalige Mitarbeiterin hat den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki beschuldigt, frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz informiert worden zu sein.
Eine ehemalige Mitarbeiterin hat den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki beschuldigt, frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz informiert worden zu sein. Dies berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner Mittwochsausgabe.  In einem Interview sagt die frühere Assistentin des Personalchefs im Erzbistum, sie habe schon 2015 für den Kardinal eine Liste mit früheren Missbrauchstätern erstellt und den Kardinal persönlich damit befasst.

Kardinal Rainer Maria Woelki. Foto: rwm

Eine ehemalige Mitarbeiterin hat den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki beschuldigt, frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz informiert worden zu sein. Dies berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner Mittwochsausgabe.  In einem Interview sagt die frühere Assistentin des Personalchefs im Erzbistum, sie habe schon 2015 für den Kardinal eine Liste mit früheren Missbrauchstätern erstellt und den Kardinal persönlich damit befasst.

Mitarbeiterin: Woelki habe sich überhaupt nicht interessiert

Sie habe es „nicht mehr ausgehalten“, sagte die Mitarbeiterin „Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen von Kardinal Woelki widersprechen, speziell zum Fall des früheren Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz.“ Sie habe eine Liste mit 14 Namen erstellt darunter der von Pilz. Ihr Chef habe die Liste in ein Gespräch mit Woelki mitgenommen. Auf ihre Nachfrage, was Woelki zu der Liste gesagt habe, habe dieser geantwortet: „Das hat den Kardinal überhaupt nicht interessiert.“ Sie sei daraufhin „wie versteinert“ gewesen.

Die Akte Pilz sei, anders vom Erzbistum dargestellt, 2015 noch nicht geschlossen gewesen, da dieser „eine von Kardinal Meisner auferlegte Geldstrafe in Raten abbezahlt hat. Als ich die Liste für Kardinal Woelki erstellt habe, war beim Erzbistum erst eine Rate eingegangen. Auch das habe ich eigens vermerkt.“

Auf Nachfrage der Zeitung erklärte die Mitarbeiterin, siehe mögliche arbeitsrechtliche Konsequenzen wegen ihres Gangs an die Öffentlichkeit hin. „Ich finde, wie der Erzbischof hier mit den Tatsachen umgeht und sich nicht einmal im Ansatz bemüht, zumindest intern Klarheit zu schaffen, das ist eine Missachtung des Einsatzes und der guten Arbeit der Mitarbeitenden.“, sagte die Mitarbeiterin. Auch ein Dienstgeber habe Loyalitätspflichten.

Staatsanwaltschaft lehnte Ermittlungen ab

Der Fall Pilz war zuletzt in denSchlagzeilen wegen öffentlicher Debatten und juristischer Auseinandersetzungen darüber, ab wann der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki von den Vorwürfen gegen den prominenten Geistlichen wusste. Unter anderem haben drei Priester Strafanzeige gegen Woelki gestellt. Sie werfen ihm „falsche Versicherung an Eides statt“ vor bei seinen Aussagen dazu. Die Staatsanwaltschaft lehnte Ermittlungen ab. Woelki hatte zu seinem Kenntnisstand zwei eidesstattliche Versicherungen abgegeben. Er will demnach erst in der vierten Juniwoche 2022 mit dem Fall Pilz befasst worden sein.

Pilz leitete von 2000 bis 2010 das in Aachen ansässige Kindermissionswerk, das immer zum Jahreswechsel die bundesweit bekannte Sternsingeraktion durchführt. Von 1972 bis 1989 arbeitete der Autor zahlreicher geistlicher Lieder als Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg in Odenthal bei Köln. Von 2010 bis zu seinem Tod 2019 lebte und wirkte Pilz als Ruhestandsgeistlicher im Bistum Dresden-Meißen.

rwm/kna