Vorwürfe gegen Woelki sorgen vor Rom-Reise für neue Eskalation

Kurz vor wichtigen Terminen in Köln und Rom spitzt sich die Situation im Erzbistum Köln weiter zu.
Köln – Kurz vor wichtigen Terminen in Köln und Rom spitzt sich die Situation im Erzbistum Köln weiter zu. Nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids ankündigt hat, pochen Stimmen aus Kirche und Politik auf eine Entscheidung des Papstes. Der SPD-Landespolitiker Sven Wolf fordert eine "Entlassung" Woelkis. Das Erzbistum weist die Vorwürfe erneut als unbegründet zurück.

Kardinal Woelki –Foto: rwm

Kurz vor wichtigen Terminen in Köln und Rom spitzt sich die Situation im Erzbistum Köln weiter zu. Nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids ankündigt hat, pochen Stimmen aus Kirche und Politik auf eine Entscheidung des Papstes. Der SPD-Landespolitiker Sven Wolf fordert eine “Entlassung” Woelkis. Das Erzbistum weist die Vorwürfe erneut als unbegründet zurück.

Dem “Kölner Stadt-Anzeiger” sagte Wolf: “Kardinal Woelki hat für einen so großen Vertrauensverlust in beiden Kirchen gesorgt, dass nur noch seine Entlassung die logische Folge sein kann.” Der religionspolitische Sprecher der NRW-Grünen, Benjamin Rauer, betonte: “Sollte sich der Verdacht bestätigen, sollte Kardinal Woelki persönliche Konsequenzen ziehen.”

Woelkis Anwalt: Kardinal hat keinen Meineid geleistet

Der Anwalt von Kardinal Rainer Maria Woelki hat Vorwürfe gegen den Kölner Erzbischof wegen des Verdachts auf Meineid zurückgewiesen. Das Erzbistum veröffentlichte am Freitagnachmittag ein knapp einminütiges Video mit einem Statement des Juristen Carsten Brennecke.

Die Lage im größten deutschen Bistum ist seit etwa zwei Jahren angespannt. Grund ist die Rolle Woelkis bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellem Missbrauch. Einen neuen Höhepunkt erreichte die Kritik durch Aussagen der Assistentin des früheren Personalchefs.

Im Interview des “Stadt-Anzeiger” spricht Hildegard Dahm von einer Liste mit den Namen von 14 Priestern, denen Missbrauch angelastet wird und die ihr Vorgesetzter bereits vor Jahren zu einem Termin mit Woelki mitgenommen habe. Darunter sei auch der Name des früheren “Sternsinger”-Chefs Winfried Pilz gewesen.

Beschäftigte solidarisieren sich mit Mitarbeiterin

Der Kardinal hingegen hatte in einem Verfahren gegen die “Bild”-Zeitung an Eides statt versichert, erst in der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall Pilz befasst gewesen zu sein. Woelkis Anwalt Carsten Brennecke erklärte am Freitagnachmittag, dass diese Aussage richtig sei. Woelki habe nicht eidesstattlich versichert, keine Liste mit diesem Namen erhalten zu haben. “Er hat lediglich richtigerweise versichert, dass er sich mehr als sieben Jahre später nicht daran erinnern kann, ob der Name P. auf einer Liste stand.”

Die Erzdiözese warf Dahm “weitere Spekulationen” vor und kündigte an, arbeitsrechtliche Schritte zu prüfen. Kritik daran gibt es seitens der Mitarbeitervertretung im Generalvikariat, deren Stellungnahme der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Das Vorgehen des Erzbistums führe zu Angst und Unsicherheit, so dass “kein angstfreier Umgang und keine offene Kommunikation möglich erscheint”.

Treffen des Diözesanpastoralrats

Mehrere Beschäftigte der Erzdiözese haben sich mit Dahm solidarisiert. In einer Erklärung fordern sie Woelki auf, sein Amt während der Dauer der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ruhen zu lassen. Die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, Irme Stetter-Karp, nannte die Kölner Situation “unerträglich”.

Am Wochenende ist ein Treffen des Diözesanpastoralrats angesetzt, dem höchsten Beratungsgremium des Erzbischofs. Bei einer Sondersitzung im September hatten zahlreiche Gremienmitglieder abgesagt, so dass eine fehlende Beschlussfähigkeit festgestellt wurde. In der kommenden Woche reisen die deutschen Bischöfe zu Papst Franziskus nach Rom. Der Kölner Bistumssprecher Jürgen Kleikamp erklärte, Woelki solle offenbar zuvor “von interessierten Kreisen noch einmal mit uralten Geschichten, die längst geklärt sind, an den Pranger gestellt werden”.

kna

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