Vatikan-Finanzprozess: Familienbande und unwissender Hauptzeuge

Der Vatikan-Finanzprozess ist am Donnerstag mit der lang erwarteten Befragung des als Hauptzeugen gehandelten Alberto Perlasca fortgesetzt worden.
Vatikanstadt – Der Vatikan-Finanzprozess ist am Donnerstag mit der lang erwarteten Befragung des als Hauptzeugen gehandelten Alberto Perlasca fortgesetzt worden. Perlasca war viele Jahre Verwaltungsleiter im vatikanischen Staatssekretariat und damit Angestellter unter dem angeklagten Kardinal Angelo Becciu. In dessen Auftrag schloss er erste Verträge mit den ebenfalls angeklagten Finanzmanagern Raffaele Mincione und Gianluigi Torzi für eine am Ende verlustreiche Investition in eine Londoner Immobilie.

Symbolfoto: Pascal Ohlmann/pixabay

Der Vatikan-Finanzprozess ist am Donnerstag mit der lang erwarteten Befragung des als Hauptzeugen gehandelten Alberto Perlasca fortgesetzt worden. Perlasca war viele Jahre Verwaltungsleiter im vatikanischen Staatssekretariat und damit Angestellter unter dem angeklagten Kardinal Angelo Becciu. In dessen Auftrag schloss er erste Verträge mit den ebenfalls angeklagten Finanzmanagern Raffaele Mincione und Gianluigi Torzi für eine am Ende verlustreiche Investition in eine Londoner Immobilie.

Dieses Geschäft und mögliche damit verbundene Straftaten stehen im Mittelpunkt des Prozesses. Unter anderem sollen Medienberichten zufolge auch Gelder aus dem „Peterspfennig“ verwendet worden sein, also Spenden an den Papst für seine karitative, aber auch sonstige Arbeit. Das stritt Perlasca am 37. Verhandlungstag im Vatikan ab. Gelder für die Investition seien aus einem extra eingerichteten, wenn auch nicht näher erläuterten Fonds gekommen; die Immobilie sei zunächst ein interessantes und sicheres Investitionsobjekt gewesen.

Perlasca, der mittlerweile als geschädigte Partei im Prozess auftritt, beschrieb seine eigene Rolle und Befugnisse als eher unbedeutend, gab die Schuld dem damals für Investitionen zuständigen Beamten im Staatssekretariat. Erst selbst Verdächtiger, hatte Perlasca ab einem gewissen Punkt mit den Ermittlern im Vatikan zusammengearbeitet und auch ein Memorandum eingereicht. Trotzdem konnte er sich bei dem stundenlangen Kreuzverhör nur an Weniges konkret erinnern, teilte stattdessen etwa gegen „betrügerische“ Finanzmakler und Berater aus und kritisierte den vatikanischen Generalrevisor.

Gegenstand der Befragung war vor allem die Zeit ab 2018, als der angeklagte Kardinal Becciu schon nicht mehr im Staatssekretariat arbeitete. Trotzdem steht dieser weiter im Rampenlicht des Prozesses. So sind Aufnahmen eines Telefonats zwischen ihm und Papst Franziskus aufgetaucht. Drei Tage vor Beginn des Prozesses soll der gebürtige Sarde mit dem Kirchenoberhaupt telefoniert haben. Dabei sei es Becciu um die Bestätigung einer päpstliche Zahlungsautorisierung gegangen. Aufgezeichnet wurde das Gespräch von einem Familienmitglied des Kardinals in dessen Wohnung.

Dieses von den Staatsanwälten neu eingeführte Beweismittel, das unter Ausschluss der anwesenden Journalisten abgespielt wurde, ist Teil einer Ermittlung der italienischen Finanzpolizei. Im Mittelpunkt hier: Beccius Bruder Mario, Vorsitzender der mit der Caritas verbundenen Sozialkooperative Spes. Unregelmäßigkeiten bei Überweisungen von Becciu in seine Heimatdiözese und an die dortige Caritas werden ebenfalls im Vatikanprozess behandelt.

Die Erkenntnisse der italienischen Polizei sollen laut Vatikan-Staatsanwaltschaft Teil einer neuen Untersuchung werden. Darin werde gegen Becciu wegen mutmaßlicher krimineller Vereinigung ermittelt. Bei Durchsuchungen auf Sardinien hätten die Behörden knapp 1.000 gefälschte Dokumente gefunden. Es geht etwa um steuerlich relevante Transportpapiere von Brot – einem Produkt der Kooperative von Beccius Bruder.

kna