Kardinal Zen und andere Menschenrechtler in Hongkong verurteilt

Kardinal Joseph Zen (90) und fünf weitere Menschenrechtler sind am Freitag in Hongkong wegen Nichtregistrierung eines Hilfsfonds für Demokratie-Aktivisten verurteilt worden.
Hongkong – Kardinal Joseph Zen (90) und fünf weitere Menschenrechtler sind am Freitag in Hongkong wegen Nichtregistrierung eines Hilfsfonds für Demokratie-Aktivisten verurteilt worden. Das Gericht in West-Kowloon verhängte gegen den früheren Erzbischof von Hongkong und die fünf weiteren Angeklagten aus Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst Geldstrafen zwischen 2.500 und 4.000 Hongkong-Dollar, wie das Portal "Hong Kong Free Press" berichtet.

Kardinal Zen –Foto: Achim Pohl | Bistum Essen

 Kardinal Joseph Zen (90) und fünf weitere Menschenrechtler sind am Freitag in Hongkong wegen Nichtregistrierung eines Hilfsfonds für Demokratie-Aktivisten verurteilt worden. Das Gericht in West-Kowloon verhängte gegen den früheren Erzbischof von Hongkong und die fünf weiteren Angeklagten aus Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst Geldstrafen zwischen 2.500 und 4.000 Hongkong-Dollar, wie das Portal “Hong Kong Free Press” berichtet.

Die Verhaftung der sechs Angeklagten im Mai sowie der Prozess hatten weltweit Empörung ausgelöst. Der inzwischen aufgelöste “Fonds 612” bot Menschen, die bei den Demokratieprotesten 2019 festgenommen wurden, finanzielle, juristische und psychologische Hilfe.

Die oberste Richterin führte an, laut der geltenden Verordnung hätten die Träger binnen eines Monats nach Gründung die Eintragung des Fonds oder mögliche Befreiung beantragen müssen. Die Stiftung falle in keine der in der Gesetzgebung aufgeführten ausgenommenen Kategorien, da er nicht ausschließlich wohltätigen, sondern politischen Zwecken gedient habe. Die Verteidigung hatte dies bestritten.

Zur Person: Kardinal Joseph Zen Ze-kiun

Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (90), von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong, zählt zu den prägenden katholischen Kirchenvertretern Asiens. Über seine Amtszeit hinaus gehört der Ordensmann der Salesianer Don Boscos zu den prominenten Kritikern der chinesischen Regierung und ihrer Religionspolitik.

Auch im schwierigen Dialog zwischen dem Vatikan und der chinesischen Führung in Peking ist Zen der schärfste Kritiker. Immer wieder warnte er vor zu großen Zugeständnissen Roms an das kommunistische Regime, das nicht vertrauenswürdig sei. Zuletzt sprach er gar von “Verrat” und einem “Ausverkauf” der Interessen von Chinas Katholiken. Den vatikanischen Chefdiplomaten, Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin, forderte er zum Rücktritt auf; er habe “keinen Glauben”.

Zen stammt aus der Diözese Shanghai, wo er am 13. Januar 1932 als Sohn eines christlichen Teehändlers geboren wurde. Er wuchs in sehr armen Verhältnissen auf und trat als junger Mann dem Salesianerorden bei. Unter anderem studierte er an den Ordenshochschulen in Turin und Rom. In Italien erlebte Zen auch die für ihn prägende Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).

Von 1989 bis 1996 lehrte er Philosophie und Theologie an verschiedenen chinesischen Seminaren, unter anderem in Shanghai. Dann ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) den Theologen zum Koadjutor in Hongkong, um den dortigen Bischof zu unterstützen. 2002 rückte Zen auf den Bischofssitz der 7,5-Millionen-Metropole mit ihren rund 350.000 Katholiken. 2006 nahm ihn Benedikt XVI. ins Kardinalskollegium aus.

Aus Protest gegen ein Gesetz zur stärkeren Kontrolle von Schulen in Hongkong trat der damals 79-Jährige 2011 trotz Bluthochdrucks und Diabetes in einen Hungerstreik. Kinder sollten weiter “Gerechtigkeit, Nächstenliebe und den Respekt vor den Armen und Schwachen” lernen, verlangte er.

rwm/kna