Die Weihnachtsgeschichte der Evangelien enthält aus Sicht der beiden Theologen Claudia und Simone Paganini wenig historische Wahrheit.
Frankfurt – Die Weihnachtsgeschichte der Evangelien enthält aus Sicht der beiden Theologen Claudia und Simone Paganini wenig historische Wahrheit. „Das ist ein literarisches Werk, historisch gibt es an dieser Erzählung kaum etwas Haltbares, außer dass ein Kind geboren wird“, erklärten die beiden in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Es mache keinen Sinn, 2.000 Jahre alte Texte mit der Lesebrille eines modernen Historikers zu lesen und dann zu sagen: Das sind keine historischen Texte. „Sie wollen nämlich auch gar keine sein“, so die beiden Theologen. Das Ziel der biblischen Autoren sei es gewesen, Ereignisse und Gespräche wiederzugeben, als ob man dabei gewesen wäre. Sie wollten die theologische Botschaft verbreiten: „Gott interessiert sich für diese Welt und will ihr nah sein, deswegen wird er Mensch.“
Die beiden Theologieprofessoren verwiesen beispielsweise darauf, dass die heutzutage in fast jeder Krippe gezeigten Ochs und Esel in keinem der Weihnachtsberichte der Evangelien vorkämen. Diese Tiere seien im damaligen Judäa gar nicht heimisch gewesen. Ursache für diese „Fake News“ sei das 14. Kapitel des Buches Jesaja, wo Gott zum Volk Israel sagt: „Du verstehst nichts von deinem Gott, aber Ochs und Esel sehr wohl“.
Auch dass Jesus in einem Stall geboren sei, hält aus Sicht der Wissenschaftler einem Faktencheck nicht stand. „Das Christentum war im 2. und 3. Jahrhundert eine Religion für Sklaven, für arme Leute, die haben sich den Gottessohn arm vorgestellt.“ Schuld seien auch Übersetzungsfehler. „Dass eine schwangere Frau nicht aufgenommen wird, wäre zur damaligen Zeit, angesichts der sprichwörtlichen Gastfreundschaft des alten Orients, absolut undenkbar gewesen.“
Simone Paganini ist Professor für biblische Theologie in Aachen. Seine Frau Claudia Paganini ist Theologin und Philosophin und lehrt in München. Beide haben 2020 das Buch „Von wegen Heilige Nacht!“ veröffentlicht, das Erkenntnisse der Bibelforschung zusammenträgt.