Nach massiver Kritik rudert das Erzbistum Köln bei Personalentscheidungen in Bergisch Gladbach zurückgenommen. Auch ein damit verbundenes Modellprojekt wird es nicht geben.
Nach massiver Kritik rudert das Erzbistum Köln bei Personalentscheidungen in Bergisch Gladbach zurückgenommen. Auch ein damit verbundenes Modellprojekt wird es nicht geben. Mitte Januar hatte das Erzbistum bereites Fehler im Generalvikariat eingeräumt. Der Kirchenvorstand einer Gemeinde in Bergisch Gladbach hatte Kardinal Rainer Maria Woelki und dem für die Entwicklung der Pastoralen Einheiten zuständigen Hauptabteilungsleiter Lügen und menschenverachtendes Verhalten bei der Umstrukturierung der Gemeinden in der Stadt vorgeworfen.
Erzbistum Köln: Versäumnisse von Seiten der Projektverantwortlichen im Generalvikariat
Das Gremium zeigte sich in einem offenen Brief damals entsetzt darüber, dass Bergisch Gladbach als „Modellprojekt“ für die Zusammenlegung von Gemeinden zu pastoralen Einheiten worden sei – und dies ohne Wissen und Beteiligung des Pfarrers und der Gemeinde. Auch der bisherige Pfarrer Winfried Kissel, der gegen seinen Willen seinen Rücktritt anbieten musste, äußerte in einem Brief an die Gemeinde sein Unverständnis. „Wir als Kirchengemeinde fühlen uns von der Bistumsleitung als Christen ohne Rechte behandelt, die nach Gutdünken und der Willkür der Bistumsleitung zu funktionieren haben“, heißt es in dem Offenen Brief, der unter anderem durch den Kirchenvorstand der Gemeinde St. Johann Baptist Refrath-Frankenforst unterzeichnet wurde.“
Die Katholischen Gemeinden in Bergisch Gladbach sollen bei der umfassenden Konsolidierung des Erzbistums Köln eine Vorreiterrolle einnehmen: Schon zum 1. März werden die fünf Seelsorgebereiche der Stadt in einer „pastoralen Einheit“ unter Leitung von Kreisdechant Norbert Hörter zusammengefasst. Zwei von früher fünf leitenden Pfarrern werden kurzfristig freigestellt, eine Stelle bleibt unbesetzt. Dies war am vorigen Wochenende bekannt geworden. Das Projekt des Erzbistums Köln, die derzeit 178 Seelsorgebereiche in 66 „Pastorale Einheiten“ zusammenzulegen, ist an sich auf mehrere Jahre ausgelegt.
Am Sonntag, 5. Februar 2023, nun teilte das Erzbistum Köln mit zum 1. März werde es„kein Modellprojekt in Bergisch Gladbach geben und die Pfarrer Christoph Bernards, Wilhelm Darscheid, Norbert Hörter und Winfried Kissel bleiben als kanonische Pfarrer in ihren bisherigen Aufgaben und Einsatzorten; Pfarrer Hörter bleibt Pfarrverweser im Seelsorgebereich Bensberg/Moitzfeld“
Kardinal Woelki erklärte nun. er sei Weihbischof Ansgar Puff und den Bergisch Gladbacher Gremien dankbar, „dass sie so kurzfristig miteinander in den Dialog gegangen sind. Die Kritik der Gremienmitglieder und ihr einhellig geäußerter Wunsch nach Rücknahme des Proklamandums vom 14./15. Januar sind für mich gut nachvollziehbar“. Es sei immer sein „ausdrücklicher Wunsch, dass der Prozess #ZusammenFinden im Miteinander und größtmöglichen Einvernehmen von Hauptberuflichen und ehrenamtlich Engagierten sowie den verantwortlichen Gremien und Gruppen“ geschehe.
„Deshalb habe ich nach Beratung mit den Projektverantwortlichen im Generalvikariat die Entscheidung getroffen, die Personalentscheidungen und den Start des Modellprojekts zum 1. März 2023 zurückzunehmen“, erklärte Kardinal Woelki. Zwischenzeitlich hatte bereits Pfarrer Norbert Hörter von sich aus bekundet, dass er zum 1. März 2023 nicht als leitender Pfarrer der künftigen Pastoralen Einheit zur Verfügung stehe. Die Entscheidung, dass Bergisch Gladbach zukünftig eine Pastorale Einheit sein wird, ist davon unberührt
„Ich habe die Hauptabteilung Entwicklung Pastorale Einheiten damit beauftragt, in den kommenden Wochen und Monaten weitere Gespräche in den Bergisch Gladbacher Seelsorgebereichen zu führen“, erläuterte der Kölner Erzbischof weiter. „Zum einen möchte ich, dass die Menschen die Möglichkeit erhalten, die gegenwärtig entstandene Verärgerung und die damit verbundenen Enttäuschungen auszudrücken und die dahinterliegenden Ursachen zu benennen. Zum anderen ist es mir ein Anliegen, dass – ergebnisoffen – darüber gesprochen wird, ob in gemeinsamer Verantwortung und zu einem späteren Zeitpunkt ein Modellprojekt in Bergisch Gladbach denkbar ist.“ Bis zu den Sommerferien 2023 seien die Gremien eingeladen, Voten abzugeben, ob sich die einzelnen Seelsorgebereiche für oder gegen die Teilnahme am Modellprojekt entscheiden.