Ruhrbistum: Allein in Bottrop sechs mutmaßliche Missbrauchstäter

Kurz vor Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie für das Bistum Essen werden neue Details aus der Diözese bekannt.
Ruhrbistum: Allein in Bottrop sechs mutmaßliche Missbrauchstäter

Der Dom von Essen. –Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen

Kurz vor Veröffentlichung einer Missbrauchsstudie für das Bistum Essen werden neue Details aus der Diözese bekannt. Demnach sollen allein in Bottrop insgesamt sechs ehemalige Priester sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche verübt haben. Das teilte das Ruhrbistum auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur mit.

Bereits bekannt war der Fall des Geistlichen H., der mittlerweile aus dem Priesterstand entlassen wurde. Nachdem der Mann im Ruhrbistum bereits auffällig geworden war, kam er 1980 in das Erzbistum München und Freising, wo er sich über viele Jahre weiter an Kindern vergangen haben soll. Obwohl er 1986 eine Gefängnisstrafe auf Bewährung erhielt, wurde er weiter in Gemeinden eingesetzt, bis ihn Bischof Franz-Josef Overbeck 2010 in den Ruhestand schickte und ihm die priesterlichen Dienste untersagte. Der verstorbene Papst Benedikt XVI. – vormals Erzbischof von München und Freising – bestritt bis zu seinem Tod, von der Vorgeschichte des Geistlichen gewusst zu haben, als dieser nach München kam.

Der unmittelbare Nachfolger von H. in einer Pfarrei in Bottrop soll dort Ende der 1970er-Jahre ebenfalls Missbrauchstaten verübt haben: Kaplan P. war später in anderen Gemeinden im Ruhrbistum eingesetzt. Er verstarb 2019. Insgesamt sind der Diözese sechs mutmaßliche Opfer von P. bekannt.

Am 14. Februar stellt das Münchner Institut IPP seine sozialwissenschaftliche Aufarbeitungsstudie für das Bistum Essen vor. Die Forschenden legen einen Schwerpunkt auf Strukturen, die Missbrauch begünstigten. Die Fälle H. und P. werden nach KNA-Informationen in der Untersuchung behandelt.

Zur Veröffentlichung der Studie will die Diözese aktuelle Zahlen über Missbrauch im Ruhrbistum herausgeben. Die 2018 herausgegebene MHG-Studie verzeichnet für das Bistum 85 Betroffene sowie 60 beschuldigte Geistliche seit seiner Gründung 1958.

Vor der Pressekonferenz im Ruhrturm plant die Initiative Maria 2.0 eine „Mahnwache gegen Missbrauch“. Die Gruppe fordert eine unabhängige Aufklärung, die Bestrafung der Täter und die Anerkennung des Leids der Betroffenen.

kna