Die für den 3. März angekündigte Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz wird nach den Worten von Bischof Peter Kohlgraf ein „Schritt der Aufarbeitung massiven Unrechts“ sein.
Mainz – Die für den 3. März angekündigte Studie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz wird nach den Worten von Bischof Peter Kohlgraf ein „Schritt der Aufarbeitung massiven Unrechts“ sein. Kohlgraf sagte am Aschermittwoch bei einer Predigt im Mainzer Dom laut Manuskript: „Viele Menschen haben eine Seite der Kirche erlebt, die unerträglich ist. Leben und Glauben wurden zerstört. Gerechtigkeit heißt für sie: Wir stellen uns ihren Erfahrungen.“
Die Studie zum Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Schutzbefohlenen im Bistum Mainz, mit der der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber beauftragt wurde, sei „bewusst keine juristische“. Weber habe vorwiegend mit Betroffenen gesprochen „und mit Menschen, die etwas wissen“, sagte Kohlgraf. Unrecht sei auf verschiedenen Ebenen geschehen. Das gelte es „jetzt endlich anzuschauen“.
Der Mainzer Bischof betonte: „Für uns im Bistum bedeutet dies Umkehr.“ Denen, die sagten „lasst es gut sein, es ist doch so lange her“, widerspreche er. „Es ist nicht gut. Und es kann auch nicht sein, dass manchmal Beschuldigte und Täter selbst zum Opfer stilisiert werden“, sagte Kohlgraf. Besonders in diesem Jahr werde ihm deutlich, dass die österliche Bußzeit „keine seelische Wellnessveranstaltung“ sei. Kirche werde sich nur erneuern, „wenn wir Gerechtigkeit zulassen“, betonte Kohlgraf.
Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Udo Markus Bentz widersprach jenen, die beklagten, dass mit der Vorstellung von Aufarbeitungsstudien von Bistümern fast im Monatsrhythmus das Thema Missbrauch in den Medien präsent sei. „Zu viel Leid ist im Verborgenen geschehen. Zu viel hat man versucht verborgen zu halten“, sagte Bentz ebenfalls in einer Predigt am Aschermittwoch laut Manuskript. So sei Leid nicht wahrgenommen, sondern verharmlost worden.
„Wahrscheinlich wird es eine Zumutung sein, was wir von Rechtsanwalt Weber hören werden und in der Studie lesen können – für alle Beteiligten in unterschiedlicher Weise“, sagte Bentz. Die nötige Umkehr setze voraus, „dass wir wahrnehmen und aushalten, was nicht gut, sondern falsch war; was vielleicht gute Absicht und dennoch Versagen mit verheerenden Folgen war“. Die Studie werde „wahrscheinlich nicht nur Einzelne in den Blick nehmen“, sondern auch „die systemischen Zusammenhänge“ von Missbrauch und „Dynamiken im Umfeld, in den Pfarreien“. Bentz: „Die Studie wird damit uns allen einen Spiegel vorhalten.“