Die Stadt Eichstätt rückt von ihrem mit Vertuschungsvorwürfen belasteten Altbischof Alois Brems (1906-1987) ab.
Eichstätt – Die Stadt Eichstätt rückt von ihrem mit Vertuschungsvorwürfen belasteten Altbischof Alois Brems (1906-1987) ab. Der Stadtrat hat beschlossen, eine seit 1997 nach Brems betitelte Straße umzubenennen, wie der “Eichstätter Kurier” (Wochenende) berichtet. Einen neuen Namen gebe es noch nicht.
Die Entscheidung zur Umbenennung sei mit großer Mehrheit gefallen, ihr sei “eine streckenweise emotionale Diskussion vorangegangen”. Dabei habe es auch Forderungen gegeben, Persönlichkeiten wie Brems aus ihrer Zeit heraus zu betrachten. Weiter habe das Gremium entschieden, alle 69 nach Persönlichkeiten benannten Straßen in der Stadt historisch aufarbeiten zu lassen.
Im Fall Brems geht es um Vertuschung von Missbrauch und Strafvereitelung. Ein mit Missbrauchsvorwürfen belasteter Eichstätter Priester soll in den 1960er Jahren in der Oberpfalz, in Schwaben und in Oberbayern Mädchen und junge Frauen missbraucht haben. Durch eine heimliche weitere Besoldung hätten Führungskräfte des Bistums Eichstätt, darunter Bischof Brems, das Untertauchen des Priesters gefördert, “wenn nicht sogar erst ermöglicht”, heißt es in einem Bericht der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Eichstätt von Ende 2022.
Die Aufarbeitungskommission geht in dem Fall von einer erheblichen Dunkelziffer an Missbrauchsopfern aus. Die Zahl der mutmaßlich Geschädigten allein für die 1960er Jahre gibt der Bericht mit etwa zehn an. Durch Medienberichte wurde inzwischen bekannt, dass der 1984 nach Fahndungsende nach Deutschland zurückgekehrte und 2016 verstorbene Priester laut Zeugen auch in seinem Ruhestand in einem Altenheim in Mittelfranken seit 2006 gegen Personal und Bewohnerinnen übergriffig wurde.
Bereits im Januar hatte sich die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) von Brems distanziert. Es dürfe als gesichert gelten, dass sich Brems beim Thema Missbrauch in der Kirche “in schwerwiegender Weise schuldig gemacht hat”, so Dekan Bernward Schmidt. Brems “trug aktiv dazu bei, dass sich ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Missbrauchstäter der Strafverfolgung in Deutschland durch Untertauchen im Ausland entziehen konnte”. Die Fakultät verurteile dieses Agieren “auf das Schärfste” und distanziere sich daher von der 1986 vorgenommenen Ehrenpromotion Brems’.