Strafverfahren gegen Abt des Höhlenklosters in Kiew eingeleitet

Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen den Abt des Kiewer Höhlenklosters, Metropolit Pawlo, eröffnet.

Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen den Abt des Kiewer Höhlenklosters, Metropolit Pawlo, eröffnet. Nach Angaben seiner Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) wird Pawlo Anstiftung zur religiösen Feindschaft und Hass gegen die konkurrierende Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel (Istanbul) vorgeworfen. Zudem werde er beschuldigt, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gerechtfertigt und entsprechende Schriften verbreitet zu haben.

Mönche weigern sich das Höhlenkloster in Kiew zu verlassen

Der ukrainische Geheimdienst SBU habe ihn für diesen Mittag vorgeladen, um ihn zu vernehmen, sagte der Geistliche in einem vom Kloster verbreiteten Video. Seine Wohnung werde durchsucht. Pawlo betonte, er verurteile, “was Russland und Putin getan haben”. Er stehe zur Verteidigung der Ukraine. Ihm drohen Untersuchungshaft und bis zu fünf Jahre Gefängnis. Pawlo hatte in einer Videobotschaft die OKU und das Patriarchat von Konstantinopel beschimpft. Er und Dutzende Mönche der UOK weigern sich weiterhin, das Höhlenkloster zu räumen. Die Ordensmänner hatten angekündigt, das bedeutendste orthodoxe Heiligtum der Ukraine ohne ein entsprechendes Gerichtsurteil und ohne grundlegende Dokumente für die Kündigung des Pachtvertrags nicht zu verlassen.

In dem Kloster lebten bislang rund 200 Mönche; die Leitung der UOK hat hier ihren Sitz, ebenso deren wichtigste Bildungsstätte, die Theologische Akademie. Es gehört wie viele andere ukrainische Gotteshäuser dem Staat. Die Kündigung des 2013 geschlossenen Pachtvertrags begründete das Kulturministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Auf dem Klostergelände seien mehrere Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden. Als politisches Motiv sehen Beobachter mutmaßliche Fälle von Kollaboration mit Russland. Pawlo wies derartige Vorwürfe mehrfach zurück.

Streit zweier orthodoxer Kirchen um Vorherrschaft

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche unterstand lange dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützt. Erst im Mai 2022 sagte sie sich von ihm los und erklärte sich für unabhängig. Dieser Schritt wird aber von der ukrainischen Regierung angezweifelt. In der Ukraine streiten seit Jahren zwei orthodoxe Kirchen um die Vorherrschaft. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine. Das Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie.

kna