Eine Delegation des Weltkirchenrats (ÖRK) hat sich in Kiew mit ukrainischen Religionsvertretern getroffen.
Kiew – Eine Delegation des Weltkirchenrats (ÖRK) hat sich in Kiew mit ukrainischen Religionsvertretern getroffen. Als Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses besuchte Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gemeinsam mit Generalsekretär Jerry Pillay unter anderem das berühmte Höhlenkloster. Dort habe ihm ein Priester der ukrainisch-orthodoxen Kirche erzählt, wie die russischen Truppen im Frühjahr 2022 seine Kirche in einem Dorf bei Kiew beschossen und zerstört hätten, sagte Bedford-Strohm am Freitag in einem auf Facebook veröffentlichten Video.
Bedford-Strohm: „Schnelle Lösungen zeichnen sich nicht ab“
„Auf einer Mauer am Eingang zum Höhlenkloster sind lauter Bilder von Menschen zu sehen, die im Krieg ihr Leben verloren haben“, so der 63-Jährige. Man sei mit der Frage in die ukrainische Hauptstadt gekommen, wann diese sinnlose Gewalt endlich aufhöre und wie die Kirche dazu beitragen könne. „Schnelle Lösungen zeichnen sich nicht ab. Aber wir müssen als Kirchen am Ball bleiben“, so Bedford-Strohm.
Laut der ukrainisch-orthodoxen Kirche standen im Mittelpunkt der Gespräche die Beziehungen zwischen den Glaubensgemeinschaften sowie zwischen Kirche und Staat. Ihr Kanzler, Metropolit Antonius, informierte die Delegation demnach über systematische Verletzungen der Rechte eigener Gläubiger und Einrichtungen sowie über gegen die Kirche gerichtete Gesetzesinitiativen. Auch über eine mögliche Rolle des Ökumenischen Rates der Kirchen „zur Lösung der Krise im religiösen Bereich der Ukraine“ habe man sich ausgetauscht.
In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epiphanius, dankte nach dem Treffen mit der ÖRK-Delegation allen, die die Ukraine in dieser schwierigen Zeit des Krieges voll unterstützten. Er sei überzeugt, „dass wir mit Gottes Hilfe sicherlich Erfolg haben werden, aber dazu müssen wir auch unsere gemeinsamen Anstrengungen vereinen“. Die erst Ende 2018 gegründete OKU will Mitglied des ÖRK werden. Unter anderem die russisch-orthodoxe Kirche ist dagegen.
Streit wird vor Gericht ausgetragen
Kritiker werfen der lange mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche (UOK) vor, zu Russlands Angriffskrieg gegen das Land beigetragen zu haben. Das ukrainische Kulturministerium kündigte im März den Nutzungsvertrag mit dieser Kirche für ihr Hauptheiligtum, das Kiewer Höhlenkloster. Der Streit wird seither vor Gericht ausgetragen. Vor allem im Westen der Ukraine sprachen sich eine Reihe von Regionalparlamenten und Kommunen für ein Verbot der Kirche aus.
Dem ÖRK gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben weltweit rund 580 Millionen Christen. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des ÖRK.