Deutscher Ärztetag in Essen berät zentrale Gesundheitsthemen

Am Dienstag beginnt in Essen der 127. Deutsche Ärztetag. 250 Teilnehmer beraten über zentrale Themen der Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Deutscher Ärztetag in Essen berät zentrale Gesundheitsthemen

Die Eröffnungsveranstaltung findet in der Philharmonie Essen statt. –Foto: Bernadette Grimmenstein

Von der Digitalisierung über die Krankenhausreform bis zur Gesundheitserziehung: Bei dem am Dienstag beginnenden 127. Deutsche Ärztetag in Essen beraten die 250 Teilnehmer über zentrale Themen der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Beim vier Tage lang tagenden Ärzteparlament geht es unter anderem um die elektronischen Patientenakte (ePA) sowie geplante Veränderungen im Bereich der Kliniken und Notdienste, etwa die Krankenhausplanung und – finanzierung.

Beim Ärztetag steht auch der Präsident der Bundesärztekammer zur Wahl. Der seit 2019 amtierende Klaus Reinhardt (62) stellt sich erneut zur Wahl. Auch die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna (57), hat ihre Kandidatur bekannt gegeben.

Unter dem Titel “Freiheit und Verantwortung in der ärztlichen Profession” werden sich die Abgeordneten mit dem Verständnis des ärztlichen Berufs beschäftigen. Referent ist der Bundesverfassungsrichter Peter Müller.

Thema: Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen

In einem weiteren Schwerpunktthema wird das Ärzteparlament – gemeinsam mit externen Referenten, wie zum Beispiel der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) – über die Förderung der Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen und die Einführung eines Schulfachs “Gesundheit” beraten.

Schon im Vorfeld hatte die Bundesärztekammer dafür geworben, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland mehr Sportunterricht und Gesundheitsbildung erhalten sollten. Mehr Bewegung und ein größeres Wissen um eine gesunde Lebensführung seien Schlüsselqualifikationen für eine Gesellschaft des langen Lebens. Ärztekammer-Präsient Reinhardt betonte zugleich, dass das Bildungssystem seine Strukturen für diese Ziele verändern müsse. Er halte es aber aus ärztlicher Sicht für sinnvoll, wenn Schüler beispielsweise jeden Tag Sport machten.

Reinhardt kritisierte im Vorfeld des Ärztetags, dass die Politik nicht verinnerlicht habe, vor welch großen Herausforderungen das Gesundheitswesen stehe. “Wir brauchen Konzepte, wie in einer Gesellschaft des langen Lebens die Finanzierung unseres Krankenversicherungssystems bei einem stetig steigenden Behandlungsbedarf auf eine breitere und damit zukunftsfeste Basis gestellt werden kann”, sagte er. Notwendig seien auch Antworten auf die Frage, wie digitale Anwendungen und künstliche Intelligenz praxistauglich und sicher für die Patientenversorgung gemacht werden könnten.

Kritik an Renditeerwartungen und Profitinteressen

Das Ärzteparlament wird sich außerdem mit einem zunehmenden Einfluss fachfremder Finanzinvestoren auf die ambulante Patientenversorgung in Deutschland befassen. “Medizinische Versorgungszentren sind grundsätzlich eine sinnvolle Ergänzung der ambulanten Versorgungsstrukturen. Auch Investitionen in Gesundheitseinrichtungen sind nicht per se schlecht”, sagte der Ärztekammer-Präsident. “Kritisch wird es, wenn private Investitionen ausschließlich an hohe Renditeerwartungen geknüpft werden und Profite vor Patienteninteressen gehen.”

Die Ärztekammer hatte bereits im Januar konkrete Vorschläge für eine gesetzliche Regulierung investorengestützter Versorgungszentren vorgelegt. Reinhardt forderte unter anderem, die aus Solidarbeiträgen aufgebrachten Mittel für die Patientenversorgung vor einem Abfluss in internationale Finanzmärkte zu schützen. Ärztliche Entscheidungen müssten vor kommerziellen Fehlanreizen abgesichert werden.

kna