Expertinnen und Experten des Rates für deutsche Rechtschreibung wollen neue Empfehlungen zur geschlechtergerechten Sprache geben.
Eupen – Der Rat für deutsche Rechtschreibung will am Freitag neue Richtlinien zur Gendersprache veröffentlichen. Bisher hat sich das Gremium gegen eine Aufnahme des Gendersterns in das Amtliche Regelwerk der Rechtschreibung ausgesprochen. Auch andere Sonderzeichen wie Unterstrich, Doppelpunkt oder großes I im Wortinneren entsprechen bisher nicht den Rechtschreibregeln.
Bei einer Sitzung im belgischen Eupen stimmen die Ratsmitglieder aus sieben deutschsprachigen Ländern und Regionen darüber ab, ob sie an diesem Kurs festhalten. Die Stadt Eupen, rund 20 Kilometer von Aachen entfernt, zählt zur kleinen Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.
Seit 2004 ist der Rat das für die Rechtschreibung maßgebliche Gremium. Sonderzeichen zur Kennzeichnung aller Geschlechter sind in vielen Schulen, Hochschulen und Behörden üblich geworden, werden aber nicht einheitlich verwendet.
“Uns ist von staatlicher Seite signalisiert worden, dass wir uns als Rat positionieren sollen”, sagte der Ratsvorsitzende Josef Lange Ende Juni dem Schweizer “SonntagsBlick”. Der Genderstern gelte zwar in einigen Bundesländern in Schulaufsätzen als Rechtschreibfehler. Es gebe aber auch Bundesländer, “die das anders sehen und sagen, Schülerinnen und Schüler dürfen vom Regelwerk abweichen – ich persönlich finde das bedenklich”.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte 2021 und 2018 erklärt, dass geschlechtergerechte Texte verständlich, lesbar und vorlesbar sein sollten. Außerdem sollten sie Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten. Mit Sonderzeichen innerhalb von Wörtern sei dies kaum möglich.
Kritiker dieser Position verweisen unter anderem darauf, dass Genderstern und Unterstrich keine orthografischen, sondern typographische Zeichen seien. Der Rechtschreibrat sei dafür gar nicht zuständig.