Overbeck sah keinen Grund für Verzicht auf Hengsbach-Denkmal

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck hat im Oktober 2011 keinen Grund gesehen, auf das Denkmal für Kardinal Franz Hengsbach am Dom zu verzichten.
Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck hat im Oktober 2011 keinen Grund gesehen, auf das Denkmal für Kardinal Franz Hengsbach am Dom zu verzichten.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Interview mit den Neuen Ruhrwort Foto: Christian Toussaint

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck hat im Oktober 2011 keinen Grund gesehen, auf das Denkmal für Kardinal Franz Hengsbach am Dom zu verzichten. Zwar seien ihm seit August 2011 zwei Missbrauchsvorwürfe gegen Hengsbach bekannt gewesen, sagte Bistumssprecher Ulrich Lota am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aber die damals bekannten Informationen zu den Verfahren hätten keine Anhaltspunkte dafür geboten, die Enthüllung der Skulptur zu unterlassen.

Mitteilungen hätten aber keinen Anlass geboten, um das Denkmal nicht zu enthüllen

Der Vorwurf einer Frau, 1954 als 16-Jährige von Hengsbach und seinem Bruder Paul sexuell missbraucht worden zu sein, beziehe sich auf dessen Zeit als Weihbischof von Paderborn und sei auch vom Erzbistum Paderborn bearbeitet worden. Dieses habe Overbeck darüber in Kenntnis gesetzt, Rom in einem Schreiben vom 10. Oktober 2011 über den Fall informiert zu haben, damit er dort geprüft werde. Die Mitteilungen hätten aber keinen Anlass für den Bischof geboten, die Denkmalenthüllung am 13. Oktober 2011 aufzugeben. Das Erzbistum Paderborn hatte die Vorwürfe damals als nicht plausibel eingestuft. Der Vatikan hatte sich später dieser Einschätzung angeschlossen.

Bei einem zweiten Fall erhielt das Bistum laut Lota von einer Behörde lediglich die Mitteilung, dass eine Person einen Missbrauchsvorwurf erhoben habe. Nähere Angaben über den Inhalt des Vorwurfs und seine Plausibilität habe es nicht gegeben. Der damalige Missbrauchsbeauftragte habe unmittelbar versucht, über die Behörde Kontakt zu der Person herzustellen, aber keine Rückmeldung bekommen. Erst im Januar 2014 sei eine Kontaktaufnahme gelungen. Im selben Jahr habe die Person den Vorwurf widerrufen und mitgeteilt, dass die Schilderungen aufgrund verschwommener Erinnerungen falsch gewesen seien.

Am Dienstag hatte das Bistum Essen mitgeteilt, dass gegen den 1991 gestorbenen Hengsbach mehrere Missbrauchsvorwürfe im Raum stehen. Mögliche weitere Betroffene wurden gebeten, sich zu melden. Der jüngste Vorwurf stammt aus dem vergangenen Jahr und bezieht sich auf das Jahr 1967. Im Zuge der darauf folgenden Nachforschungen wurde auch die Anschuldigung gegenüber den Hengsbach-Brüdern aus dem Jahr 2011 noch einmal vom Erzbistum Paderborn überprüft und inzwischen als glaubwürdig bewertet.

Umbenennung des Kardinal-Hengsbach-Platzes in Essen?

Lota äußerte sich auch zu der Ankündigung des Essener Oberbürgermeisters Thomas Kufen, dass die Umbenennung des Kardinal-Hengsbach-Platzes in Essen unausweichlich sei. Vom Bistum werde es gegen eine entsprechende Entscheidung der Stadt keinen Widerspruch geben. Zudem kündigte der Sprecher an, dass das Domkapitel am Freitagnachmittag über den künftigen Umgang mit der Hengsbach-Skulptur beraten werde.

Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte am Mittwoch im Haupt- und Finanzausschuss des Rates erklärt: „Vor dem Hintergrund der Missbrauchs-Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach kann der Platzname so nicht aufrechterhalten werden.“ Er glaube, „das trifft auch die Position einer Mehrheit des Rates“. Einen Alternativnamen will die Stadtverwaltung noch im Laufe dieses Jahres präsentieren. Das Stadtoberhaupt stehe seit längerem mit Bischof und Domkapitel in engem Austausch-

kna