Ex-McKinsey-Berater: Reformdebatten werden Kirchen nicht retten

Der frühere McKinsey-Berater Thomas von Mitschke-Collande sieht die Kirchen aufgerufen, das Evangelium neu zu buchstabieren.
Ex-McKinsey-Berater: Reformdebatten werden Kirchen nicht retten

(Symbolfoto: Judith Lorenz)

Der frühere McKinsey-Berater Thomas von Mitschke-Collande sieht die Kirchen aufgerufen, das Evangelium neu zu buchstabieren. Die aktuellen Reformdebatten um die Rolle der Frau in der Kirche, den Umgang mit Sexualität und Macht seien wichtig. “Am Ende aber werden diese die Kirchen nicht wirklich retten”, sagte der 73-Jährige der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die große Herausforderung bestehe darin, zu zeigen, wie die christliche Botschaft dem Menschen helfen könne, sein Leben zu gestalten und der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen, “damit sie sozial und human bleibt und nicht gespalten wird”.

Die Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) hätten ihn nicht überrascht, sagte Mitschke-Collande. Dass die Menschen immer weniger religiös seien und ihr Vertrauen in die Kirchen schwinde, habe sich in Deutschland schon vor gut 15 Jahren abgezeichnet. In seinem 2012 erschienenen Buch “Schafft sich die katholische Kirche ab?” habe er auf solche zu erwartenden Entwicklungen hingewiesen. Damals sei er als “Pessimist und Nestbeschmutzer” gescholten worden, so der Unternehmensberater, der einst auch Bistümer in finanziellen Fragen beriet.

Die Geschwindigkeit, mit der alles nach unten gehe, habe ihn aber doch gewundert, räumte Mitschke-Collande ein. Als Brandbeschleuniger hat dabei seiner Ansicht nach der Missbrauchsskandal gewirkt – “dass er stattgefunden hat sowie die Art der Aufarbeitung”. Dazu komme der Reformstau. Dass es einer dienenden, hörenden, helfenden und lernenden Kirche bedürfe, sei heute Mainstream bei den Reformorientierten.

Mit Blick auf die Kommunikationsprobleme zwischen dem Vatikan und der Kirche in Deutschland empfahl Mitschke-Collande eine Orientierung an der Praxis weltweit tätiger Firmen: “Jede große Organisation schreibt nicht im Detail alles vor, was zu machen ist, sondern gibt die Ziele vor. Vor Ort können die Leute am besten beurteilen, mit welchen Maßnahmen diese Ziele erreicht werden können.”

Die Ergebnisse der sechste KMU waren Mitte November veröffentlicht worden. Erstmals hatte sich neben der Evangelischen Kirche in Deutschland auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz an der Studie beteiligt.

kna