Trotz gestiegener Kirchensteuereinnahmen müssen die Kirchen in Deutschland wegen hoher Inflation mit weniger Geld rechnen.
Hamburg/Köln – Trotz gestiegener Kirchensteuereinnahmen müssen die Kirchen in Deutschland wegen hoher Inflation mit weniger Geld rechnen. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Einnahmen aus Kirchensteuern im Jahr 2023 inflationsbereinigt um fünf Prozent zurückgegangen, heißt es in Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW), über die der „Spiegel“ am Freitag vorab berichtet.
Demnach nahmen die evangelische und die katholische Kirche mit voraussichtlich 13,3 Milliarden Euro zwar nominal anderthalb Prozent mehr an Kirchensteuern ein als 2022 – die katholische Kirche kam laut den Berechnungen auf 7, die evangelische auf 6,3 Milliarden Euro. Doch durch die Teuerung hat sich die Lage für beide laut Studie tatsächlich verschlechtert.
Daneben belastet die Alterung der Mitglieder die Kirchenkassen langfristig. „Rentner zahlen meist weniger Steuern“, erklärt Tobias Hentze, der am IW zu Staat, Steuern und sozialer Sicherung forscht. Zudem spürten die Kirchen die anhaltenden Austritte. Nur dank der gestiegenen Einkommen sehe die Lage nicht noch verheerender aus. Langfristig können nach Einschätzung des Instituts weitere Lohnzuwächse den Schwund jedoch nicht ausgleichen.
2022 sank die Mitgliederzahl der beiden großen Kirchen in Deutschland durch Austritte und Tod um 900.000 auf 40,1 Millionen. Noch könnten viele Lücken durch Rücklagen und Vermögen geschlossen werden. „Das kann helfen, Härten abzufedern“, sagt Hentze. „An die Substanz zu gehen, ist dauerhaft aber keine Lösung.“ Die Kirchen sollten sich deshalb auf sinkende Steuereinnahmen einstellen.
Die Kirchensteuer wird anhand der Höhe der Einkommensteuer berechnet. In Baden-Württemberg und Bayern sind darauf acht, im Rest des Landes neun Prozent zusätzlich fällig.