Am Mittwoch veröffentlichte das vatikanische Presseamt ein Dokument, das den Umgang mit Hinweisen an die internen Wirtschaftsprüfer regelt.
Vatikanstadt – Der Vatikan erleichtert Whistleblowing bei finanziellen Unregelmäßigkeiten. Am Mittwoch veröffentlichte das vatikanische Presseamt ein Dokument, das den Umgang mit Hinweisen an die internen Wirtschaftsprüfer regelt. Die Regelung gilt sowohl für den Vatikanstaat und seine Behörden als auch für die zentrale Leitung der katholischen Weltkirche – die Römische Kurie – die im Vatikanstaat ihren Sitz hat.
Demnach können Whistleblower ihre Hinweise per E-Mail oder per Brief an das Büro des Generalrevisors richten. Auch ein persönliches Gespräch oder ein Video-Anruf sind möglich. Anonym abgegebene Hinweise werden jedoch nicht weiterverfolgt.
Der Generalrevisor hat dafür Sorge zu tragen, dass die Identität des Hinweisgebers geheim bleibt. Allein den vatikanischen Justizbehörden muss er den Namen nennen, sollte es etwa zu einer Anklage gegen die Person kommen, gegen die sich die Hinweise richten. Der Whistleblower selbst hat keine Strafverfolgung zu befürchten – auch nicht, wenn er gegen das Dienstgeheimnis oder andere Vorschriften verstoßen hat.
Angezeigt werden können beim Generalrevisor unter anderem Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Finanzmitteln und bei der Auftragsvergabe sowie Korruptions- und Betrugstaten. Das Dokument nennt zum Beispiel Vatikanangestellte und externe Dienstleister als mögliche Hinweisgeber.
In einer eigenen Erklärung betonte das Büro des Generalrevisors, dass die Verantwortlichkeit für Hinweisgeber bereits durch frühere Regeln geklärt war. Die nun veröffentlichten Präzisierungen seien ein weiterer Schritt für die von Papst Franziskus gewollten Reformen. Ziele seien vor allem mehr Transparenz und eine effektivere Korruptionsbekämpfung. Die neuen Regeln sollen dafür sorgen, dass es künftig noch mehr derartige Hinweise als in den vergangenen Jahren gibt.
In der Revisoren-Behörde arbeiten derzeit elf Mitarbeiter, darunter vier Frauen. Die Befugnisse hat Franziskus im Zuge seiner Kurienreform deutlich gestärkt. Das Amt des Revisors zählt zu den wenigen Ämtern im Vatikan, die auch in der Zeit zwischen zwei Pontifikaten nicht erlöschen. Generalrevisor ist zurzeit der italienische Wirtschaftsexperte Alessandro Cassinis Righini.