Seit fast 25 Jahren berichtet das Kölner Domradio multimedial über christliche, ethische und soziale Themen. Nun stehen Befürchtungen im Raum, dass sich das journalistische Profil der Plattform ändern könnte.
Köln – Der Multimedia-Sender des Erzbistums Köln steht offenbar vor einem grundlegendem Umbau. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag; online Sonntag) meldet, ist geplant, das Domradio in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Bisher war die Plattform beim Bildungswerk der Erzdiözese Köln angesiedelt. Dem Bericht zufolge soll der bisherigen Führung – bestehend aus Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen und Geschäftsführer Carsten Horn – ein weiterer Manager an die Seite gestellt werden. Dieser solle seinen Posten bereits am 1. April antreten. Der Generalvikar des Erzbistums, Guido Assmann, werde die rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Montag über die Umstrukturierung informieren.
Versucht Kardinal Woelki stärkeren Einfluss auf Inhalte zu nehmen?
Kritiker sehen in den geplanten Maßnahmen den Versuch, dem Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, stärkeren direkten Einfluss auf Programm und Inhalte zu geben. Der Vorsitzende des Programmbeirats, Jürgen Wilhelm, sprach gegenüber der Zeitung von einem „handstreichartigen Vorgehen“. Der Programmbeirat stehe für ein journalistisch unabhängiges Angebot, das durch die Ansiedlung des Domradios beim Bildungswerk des Erzbistums gewährleistet sei.
„Unter dem eher durchsichtigen Vorwand einer bloßen Umorganisation der Trägerstruktur und der unnötigen Vergrößerung des Managements ist jetzt offenbar die Degradierung zu einem reinen Verkündigungssender des Erzbistums beabsichtigt“, zitiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Wilhelm, der für Dienstag eine Sondersitzung des Programmbeirates anberaumt hat. Der Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, Norbert Michels, nannte das Vorgehen des Erzbistums, das die Mitgliederversammlung des Bildungswerks erst vorige Woche über die Pläne in Kenntnis gesetzt habe, einen „Überfall“: „Das hat mir die Schuhe ausgezogen.“
Bundesweites Publikum
Das Erzbistum teilte auf Anfrage der Zeitung lediglich mit: „Sobald Veränderungen anstehen, werden wir zeitnah auch die interessierten Medien informieren.“ Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen wollte sich auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorerst nicht äußern. Das Domradio ging zu Pfingsten 2000 auf Sendung. Inzwischen erreicht es als domradio.de über einen breit ausgebauten Internet-Auftritt und Soziale Medien bundesweit sein Publikum – und das nicht nur mit Hörfunkstücken, sondern auch mit anderen medialen Formen wie nachlesbaren Nachrichten und Berichten, Fotos, Videos, Web-TV oder Podcasts.