In der Nacht auf den 24. April ist es im Zentrum der ägyptischen Stadt Minya zu einem Pogrom gegen Christen gekommen.
Wien/Kairo – In der Nacht auf den 24. April ist es im Zentrum der ägyptischen Stadt Minya zu einem Pogrom gegen Christen gekommen. Das berichtet das Hilfswerk “Christen in Not” (CiN). Nachdem “Christen in Not” bereits seit Wochen auf verstärkte Übergriffe und Entführungen christlicher Mädchen aufmerksam gemacht hatte, sei es nun “zum offenen Ausbruch von Gewalt gegen Christen durch fanatisierte Muslime gekommen”, erklärte CiN. Laut Generalsekretär Elmar Kuhn gab es auch Tote, konkrete Zahlen lägen bisher nicht vor.
Dem Hilfswerk zufolge wurden Häuser von Kopten in einer konzertierten Aktion muslimischer Fanatiker angezündet und die Bewohner daran gehindert, die Häuser zu verlassen. Kuhn: “So etwas haben wir in der heutigen Welt nicht mehr für möglich gehalten. Wie so oft hat die Polizei erst nach langem Zögern reagiert. Die Feuerwehr kam ebenfalls erst, als das koptische Viertel schon lichterloh brannte und die Schreie der eingeschlossenen Menschen durch die zusammenbrechenden Mauern drangen.”
Der ägyptische Staat allein könne die Ausschreitungen gegen Christen wohl nicht mehr in den Griff bekommen, so Kuhn: “Jetzt muss endlich auch der offizielle Islam, jetzt müssen die Imame und Gelehrten reagieren. Es gibt im Koran keine Rechtfertigung für die Vernichtung von Christen.” Immerhin seien durch die letztendlich doch eintreffenden Sicherheitskräfte einige Extremisten verhaftet und Hilfe beim Beheben der Schäden in Aussicht gestellt worden, sagte Kuhn.
In den vergangenen Jahren, so der CiN-Generalsekretär, habe seine Organisation gerade in Minya interreligiöse Projekte unter Einbeziehung muslimischer Familien durchgeführt. “Zunehmend haben wir dabei gesehen, wie die Verleumdungen der Christen durch die Muslimbrüder in Minya kaum mehr Widerhall fanden. Möglicherweise bringen die Muslimbrüder sich so auch wieder in Erinnerung und stemmen sich ihrem Bedeutungsverlust entgegen”, mutmaßte Kuhn.
Minya ist die Hauptstadt des Gouvernements Minya in Oberägypten, etwa 250 Kilometer südlich von Kairo. Der Großraum Minya reicht mit seinen mehr als 700.000 Einwohnern bis in die Wüste hinein. Minya hat mit mehr als 40 Prozent der Einwohner einen der größten christlichen Bevölkerungsateile in Ägypten. Neben Kopten leben dort auch Katholiken, Protestanten und Anhänger von Freikirchen.