„Zutiefst beleidigt“ sieht sich das Erzbistum Köln durch eine Protestaktion der Reformbewegung Maria 2.0.
Köln – „Zutiefst beleidigt“ sieht sich das Erzbistum Köln durch eine Protestaktion der Reformbewegung Maria 2.0. Diese hatte am Samstag den Eingang des Generalvikariats, also der kirchlichen Verwaltung, mit einem Transparent verhängt, auf dem die Fahne der untergegangenen DDR mit dem roten Kardinalshut kombiniert wurde. Zudem war der Schriftzug „#Gleichschaltung im Erzbistum Köln“ zu lesen. „Welche Gesinnung, Ignoranz und historische Unkenntnis muss man haben, um solche Aktionen durchzuführen“, kritisiert Amtsleiter Frank Hüppelshäuser in einem der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Schreiben an die Mitarbeitenden den Vergleich mit der Diktatur. Zuerst hatte der Kölner Stadt-Anzeiger (Dienstag) darüber berichtet.
Mit der Aktion kritisierte Maria 2.0 Rheinland „ein ungebremstes Machtregime der Bistumsleitung“. Neuester Baustein, das Erzbistum auf Linie zu bringen, sei die Umgestaltung des Diözesanpastoralrats, „des letzten Beratungsgremiums, in dem noch kritische Stimmen vorhanden waren“. Der Erzbischof will das Gremium verkleinern: Unter anderem soll die gewählte Vertretung der Laien, die sich wiederholt gegen Vorhaben Woelkis wandte, nur noch zwei statt zehn Delegierte entsenden. Stattdessen sollen 18 Laien, also Katholiken ohne Weiheamt, per Losverfahren als Mitglieder bestimmt werden.
Maria 2.0 wandte sich auch gegen Pläne, den beim Bildungswerk des Erzbistums angesiedelten Multimediasender domradio.de in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Mit dem dazu zusätzlich installierten Geschäftsführer „sichert sich der Kardinal weitreichenden Einfluss auf Programm und Inhalt des bis dahin durchaus kritischen Senders“. Zudem wandte sich die Initiative gegen die Verwaltungsreform. Nach dem Wegfall der zehn Hauptabteilungen liege alle Macht jetzt nur noch „bei einem Triumvirat aus Kardinal, Amtsleiter und Finanzchef“, so die Sprecherin von Maria 2.0, Maria Mesrian.
Dagegen lobte Huppelshäuser die Reform. Woelki habe vor gut zwei Jahren die Grundlagen „für eine der pluralistischsten Verwaltungsstrukturen überhaupt in unserer Kirche“ gelegt. Nach über 1.700 Jahren sei die Verantwortung, die bis dahin allein auf dem Generalvikar geruht habe, zusätzlich auf den Amtsleiter und den Ökonomen verteilt worden. Aktuell seien im Erzbistum so viele Laien in Führungsaufgaben wie noch nie, und auch der Anteil der weiblichen Führungskräfte liege mittlerweile deutlich über dem Durchschnitt der bundesdeutschen Wirtschaftsunternehmen.
„Das mag vielen selbst ernannten Reformern nicht passen, weil es nicht in ihr von Vorurteilen und wenigen Medien geprägtes Bild unseres Bistums passt“, so Hüppelshäuser. „Leider greift obendrein in unserer Gesellschaft immer mehr Radikalisierung und Intoleranz um sich, gerade auch von denen ausgehend, die sich angeblich so pluralistisch, demokratisch und weltoffen geben. Dies haben wir am Samstag erlebt.“
Mesrian verteidigte im Stadt-Anzeiger den DDR- Vergleich. Woelki setze reihenweise Kritiker ab, drohe ihnen oder verwehre ihnen Leitungspositionen.