Für eine neue solidarische Art des Wirtschaftens, für eine Kirche, die kulturelle Vielfalt wertschätzt, für eine Diskussion über den Zugang von Frauen zu Dienstämtern – dafür hat sich Pater Michael Heinz SVD, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, in der Sitzung der Amazonien-Synode am Samstagabend im Vatikan ausgesprochen. „Haben Sie Mut. Haben Sie keine Angst“, sagte Heinz an die Bischöfe gewandt. „Wie es das Sprichwort sagt: ‚Gott hilft dem Tüchtigen.‘“
Zudem hält der Adveniat-Chef die Weihe von sogenannten „viri probati“, also im Leben und Glauben bewährte Männer, zum priesterlichen Dienst in einer konkreten Gemeinde für denkbar, wie er vor den Synodenvätern sowie den Expertinnen und Experten der Amazonien-Synode ausführte.
Adveniat, das Hilfswerk der Solidarität zwischen der Kirchen in Deutschland und der in Lateinamerika, habe in den vergangenen sechs Jahrzehnten seit seiner Gründung verschiedenste Projekte einer ganzheitlichen Pastoral gefördert, die das Reich Gottes wachsen lassen, führte Heinz zunächst aus. Es ist Teil des Panamazonischen Netzwerkes Repam, indem es die Menschenrechtsschulen fördert, im Bereich Pastoral und Bildung aktiv ist sowie Lobbyarbeit für die Anliegen der Menschen Amazoniens in Deutschland und Europa, der „otra selva“ macht.
Adveniat schätz die vielen Missionare, die die Menschen seit Jahrzehnten begleiten, hier sei die Gruppe der Ordensfrauen besonders hervorzuheben, „weil sie häufig in den entlegensten Winkeln des Regenwaldes präsent sind oder in den Randbezirken der Städte mit den Ärmsten der Armen arbeiten. Einen Teil meiner wenigen Zeit möchte ich Ihnen widmen und um einen Applaus für diese Frauen bitten“, sagte Heinz.
Auf Basis dieser Erfahrungen schlage Adveniat drei Dinge vor: die Option für die Schöpfung, eine Kirche mit amazonischen Gesicht und den Dialog über den Zugang den Dienstämtern der Kirche. „Die Unternehmen müssen auf verbindliche weltweite Sozial- und Umweltstandards verpflichtet werden und internationale Abkommen zum Schutz der indigenen Völker müssen von allen Staaten verabschiedet und ratifiziert werden“, so Heinz, der als Beispiel die ILO Konvention Nummer 169 nannte, „die einzige Konvention, die die Rechte der indigenen Völker wirksam schützt und noch immer nicht vom deutschen Bundestag ratifiziert wurde“.
Eine Kirche mit amazonischem Gesicht nähme, so Heinz. „die vielfältigen Kulturen, Religionen und Lebenswelten der indigenen Völker wahr und schätzt sie wert“. Wenn dies „keine Einbahnstraße, sondern ein lebendiger Dialog“ sei, müssten „diese Kulturen und Kosmovisionen auch Auswirkungen auf die Art und Weise der Verkündigung des Evangeliums, auf die Feier der Liturgie und der Sakramente haben“. Umgekehrt gelte es, die indigenen Kulturen und Religionen im Lichte des Evangeliums zu deuten. Hierbei müsse eine Kirche mit amazonischem Gesicht „die Spannung von Inkulturation und Interkulturalität“ aushalten
Zentral sei der „Wandel einer von der Besuchspastoral hin zur Anwesenheitspastoral“. Damit verbunden sei die Frage, „wie allen Gemeinden ein regelmäßiger Zugang zur Feier der Eucharistie ermöglicht werden kann, die Quelle und Höhepunkt für die Kirche ist“. Heinz hält „die Weihe von zwei oder drei sogenannten viri probati, also im Leben und Glauben bewährte Männer, zum priesterlichen Dienst in einer konkreten Gemeinde“ für denkbar. Er sieht hierin einen Schritt, um die Feier der Sakramente vor Ort „mehrmals im Jahr“ zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang sei auch „die Frage des Zugangs von Frauen zu Dienstämtern“ und eine „wirksame Beteiligung in Entscheidungsstrukturen“ zu klären. In einer postsynodalen Phase sollte eine Kommission einen Plan einer inkulturierten, ‚amazonisierten‘ Ausbildung künftiger Priester erarbeiten.