Theologe Biesinger: Vatikan-Papier Beitrag zur Selbstzerstörung

er Tübinger Theologe Albert Biesinger hält das neue vatikanische Dokument zu Gemeindereformen mit Blick auf die Zukunft der Kirche für gefährlich. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nannte es Biesinger am Dienstag „arrogant, ohne vorherige breite Konsultationen mit den Bischofskonferenzen weltweit über Perspektiven der Gemeindeentwicklung Vorgaben machen zu wollen“.

Der Petersdom im Vatikan (Foto: Carlo Armanni/Pixabay)

Nach dem am Montag überraschend veröffentlichten Schreiben bleiben Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen. Dagegen stärkt der Text die Rolle des Pfarrers. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien beispielsweise Teams aus Priestern und kirchliche Engagierten und anderen Mitarbeitern anzuvertrauen, widerspricht die Instruktion direkt. Laien wird weiterhin die Predigt in Messfeiern untersagt.

Beitrag zur Selbstzerstörung

Biesinger sieht in dem Papier einen „Beitrag zur Selbstzerstörung“. Die Instruktion zeige die Handschrift von zwei deutschen Priestern im Vatikan, so der emeritierte Religionspädagoge. Er empfahl ihnen, „zuerst fünf Jahre eine deutsche Großraumpfarrei zu leiten und fünf Jahre am Amazonas zu arbeiten, bevor sie sich zu Seelsorgefragen äußern“.

Aus Sicht des Theologen ist das Papier insofern klug aufgebaut, als es im ersten Teil häufig Papst Franziskus zitiere, dessen innovatives Denken aber im zweiten Teil mit den praktischen Konsequenzen keine Rolle spiele. Darin gehe es vorwiegend „um die Durchsetzung des Kirchenrechts vor 30 Jahren, das bei der Lösung der aktuellen Herausforderungen und Umbrüche nicht mehr angemessen und hilfreich“ sei. Auch die Beschlüsse der Amazonas-Synode kämen in der Instruktion nicht vor. Biesinger wörtlich: „Mit diesen Vorgaben ist der Abbau der Kirche in der Fläche vorprogrammiert.“

Deutsche Bischofskonferenz will Papier sorgfältig studieren

Priester würden noch mehr überfordert, und immer weniger würden diesen Beruf ausüben wollen. Der Wissenschaftler rief die deutschsprachigen Bischöfe auf, im Sinne „der von Papst Franziskus betonten Synodalität diesem Treiben Einhalt zu gebieten“. Eine rasche Überarbeitung dieser Instruktion sei unausweichlich. Die Deutsche Bischofskonferenz will nach Auskunft ihres Sprechers das Dokument sorgfältig studieren und beim nächsten Treffen der Diözesanbischöfe erörtern.

kna