Berlin – Deutschlands Schulen sollen länger als bislang geplant geschlossen bleiben. Das beschlossen die Kultusminister der 16 Bundesländer am Montag in einer Schaltkonferenz. Bei möglichen Lockerungen der Corona-Maßnahmen sollten jüngere Jahrgänge zuerst wieder in die Schulen zurückkehren.
Aufgrund der hohen Infektionszahlen und der unsicheren Datenlage durch die Feiertage müssten die derzeit geltenden Maßnahmen fortgeführt werden, heißt es in dem Beschluss. Andererseits habe die Öffnung von Schulen höchste Bedeutung. Ausgesetzte Präsenzpflicht und Distanzunterricht über einen längeren Zeitraum blieben nicht ohne negative Folgen für die Bildungsbiografien und die soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen, warnten die Minister.
Drei-Stufen-Modell geplant
Sollte eine Rückkehr in die Schulen möglich sein, setzen die Kultusminister auf ein Drei-Stufen-Modell: Demnach würden zunächst die Jahrgänge eins bis sechs wieder in Präsenz unterrichtet, alle anderen blieben im Distanzunterricht. In Stufe zwei würde ab Klasse sieben Hybridunterricht im sogenannten Wechselmodell mit einer Halbierung der Klassen eingeführt. In der dritten Stufe gäbe es dann wieder Präsenzunterricht für alle. Für Schüler in Abschlussklassen sollen weiterhin Ausnahmen gelten.
Zuvor hatte auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) Zweifel an einer raschen Rückkehr zur Normalität geäußert. Die Infektionszahlen seien „weiter besorgniserregend hoch“ und die Auswirkungen der Feiertage auf die Corona-Lage noch unklar, warnte sie in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warnte vor zu frühen Schulöffnungen. „Wenn die Schulen wieder geöffnet wären, dann hätten wir in kurzer Zeit das Erreichte schon wieder verloren“, sagte der Epidemiologe der RTL/n-tv-Redaktion. Die Grünen forderten von Bund und Ländern eine Betreuungsgarantie für Schüler und Kita-Kinder im Lockdown. Homeoffice der Eltern sei keine adäquate Betreuungsmöglichkeit – „und erst recht keine geeignete Bildungsarbeit für die Kinder“, sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der „Welt“.
Bundeselternrat fordert geteilte Klassen
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, plädierte im ARD-Morgenmagazin für einen Wechselunterricht mit Abstandsregelungen besonders für die Grundschüler und Distanzunterricht für älteren Jahrgänge. Zugleich hielt Meidinger den Schulministerien schwere Fehler vor. Sie hätten es im Frühjahr und Sommer versäumt, die Schulen digital nachzurüsten. Auch der Bundeselternrat fordert geteilte Klassen. „Nur so können auch in der Schule die Abstände eingehalten werden“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Sabrina Wetzel dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Damit würde auch erreicht, dass die Kinder nicht mehr in überfüllten Bussen und Bahnen zur Schule fahren müssten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte, den Lockdown in den Schulen mindestens so lange zu verlängern, bis klar sei, wie sich Silvester auf die Infektionszahlen auswirke. Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, warf der Politik Konzeptlosigkeit vor.