Pfarrer kritisiert Erzbistum Köln

In der Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln beklagt ein ranghoher Geistlicher unprofessionelles Krisenmanagement. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sieht die Schuld aber nicht beim Erzbischof.
Kölner Dom, Erzbistum Köln Bonn/Köln – Rund um die strittige Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln hat sich ein ranghoher Geistlicher erneut kritisch zu Wort gemeldet. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken wirft in einer neuen Folge seines Podcasts "Spitzen aus Kirche und Politik" der Erzdiözese unprofessionelles Krisenmanagement vor. Die Verantwortlichen selbst "halten den Skandal am Kochen und eskalieren ihn weiter", sagte Picken. Zwar glaube er dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, "dass er es mit der Aufklärung ehrlich meint". Er frage sich aber, wer den Erzbischof berate.

(Symbolfoto: SatyaPrem/Pixabay)

Rund um die strittige Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln hat sich ein ranghoher Geistlicher erneut kritisch zu Wort gemeldet. Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken wirft in einer neuen Folge seines Podcasts „Spitzen aus Kirche und Politik“ der Erzdiözese unprofessionelles Krisenmanagement vor. Die Verantwortlichen selbst „halten den Skandal am Kochen und eskalieren ihn weiter“, sagte Picken. Zwar glaube er dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, „dass er es mit der Aufklärung ehrlich meint“. Er frage sich aber, wer den Erzbischof berate.

Akt der Vertuschung?

Woelki steht derzeit wegen eines Gutachtens zu Missbrauch durch Kleriker unter Beschuss. Das Papier sollte zeigen, wie frühere Verantwortungsträger – etwa Erzbischöfe, Generalvikare und Personalchefs – mit Missbrauchsfällen umgingen. Die Erzdiözese beauftragte Anwälte aus München mit dem Gutachten und versprach eine Veröffentlichung. Vergangenen Oktober sagte sie die Veröffentlichung allerdings ab und begründete dies mit „methodischen Mängeln“ des Berichtes. Nun soll bis zum 18. März ein neues Gutachten vorliegen, das ein Kölner Strafrechtler erstellt.

Picken bezeichnete es als verständlich, dass viele Menschen glaubten, „es handele sich um einen Akt der Vertuschung“. Zudem sei die Entschuldigung Woelkis am Heiligabend mehr als unglücklich gewesen. Der Erzbischof hatte in der Christmette Gläubige und Betroffene um Verzeihung dafür gebeten, dass sie in den vergangenen Wochen Kritik an der Nichtveröffentlichung des Gutachtens und an seiner Person hätten ertragen müssen. Kommentatoren warfen Woelki anschließend vor, dass er keine persönlichen Versäumnisse eingestehen wolle.

Picken: Keine Gesamtstrategie im Erzbistum

Picken kritisierte auch die schriftliche Androhung dienstrechtlicher Konsequenzen für den Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann, der zuvor den Rücktritt des Erzbischofs gefordert hatte. „Wie kann man in dieser aufgeheizten Atmosphäre schriftliche Mahnungen versenden, statt das persönliche Gespräch zu suchen?“, fragte der Stadtdechant. Koltermann hatte um den Jahreswechsel als erster Priester öffentlich den Rücktritt Woelkis verlangt. Mittlerweile hat das Erzbistum dem Pfarrer laut Medien mitgeteilt, dass der Vorgang keine weiteren Schritte nach sich ziehe.

Picken kommt zu dem Ergebnis, dass es keine Gesamtstrategie im Erzbistum gebe. Er wiederholte seine Forderung nach Transparenz und Konsequenzen. Schon jetzt stelle sich die Frage, warum Verantwortliche „auf die Veröffentlichung eines Gutachtens warten, anstatt sofort selbst tätig zu werden und die Konsequenzen aus ihren Fehlern zu ziehen“.  Kritik an den Vorgängen übten bereits andere Geistliche, etwa der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer. Picken leitet seit März 2019 das Stadtdekanat Bonn, also einen Zusammenschluss mehrer Pfarreien. Er vertritt zudem die Priester des Erzbistums Köln im Reformdialog Synodaler Weg, wo er sich inhaltlich bislang in Einklang mit Woelki gezeigt hatte.

Von Anita Hirschbeck (KNA)