Laienvertreter: Papst soll Amtsverzicht von Marx nicht annehmen

Der oberste Laienvertreter der katholischen Kirche in Bayern, Joachim Unterländer, hat Papst Franziskus gebeten, den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx nicht anzunehmen.
München – Der oberste Laienvertreter der katholischen Kirche in Bayern, Joachim Unterländer, hat Papst Franziskus gebeten, den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx nicht anzunehmen. Dies sollte zumindest bis zum Abschluss des Synodalen Wegs nicht geschehen, erklärte der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken am Samstag. Marx habe den Weg gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ausgerufen, um systemische Ursachen von falsch verstandener Loyalität und für eine zunehmende Entfremdung von Amtsträgern und Gläubigen anzugehen.

Kardinal Marx (Foto: © Jörg Sabel | Dreamstime.com)

Der oberste Laienvertreter der katholischen Kirche in Bayern, Joachim Unterländer, hat Papst Franziskus gebeten, den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx nicht anzunehmen. Dies sollte zumindest bis zum Abschluss des Synodalen Wegs nicht geschehen, erklärte der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken am Samstag. Marx habe den Weg gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ausgerufen, um systemische Ursachen von falsch verstandener Loyalität und für eine zunehmende Entfremdung von Amtsträgern und Gläubigen anzugehen.

Es wäre fatal, nun geeignete Führungspersönlichkeiten suchen zu müssen, um eine Reform in Gang zu setzen, so Unterländer. Mit deren Hilfe könne die Kirche die zahlreichen Begabungen ihrer Mitglieder ernst nehmen und Ungerechtigkeiten beseitigen. Marx sei ein “herausragender, unverzichtbarer Vertreter der Kirche, wenn es um die Realisierung von systemischen Veränderungen geht”. Sein Eintreten für Geradlinigkeit und das Ringen um den richtigen Weg setzten Maßstäbe für die Kirche. “Deshalb gilt für uns: Die katholische Kirche in Bayern braucht Kardinal Reinhard Marx”, so der Landeskomitee-Chef.

Marx habe sich als Vorsitzender der Bayerischen Bischofskonferenz seit Bekanntwerden vieler Missbrauchsfälle in einem Maß für die Aufklärung und Aufarbeitung eingesetzt, “das man sich von Anfang an von allen Beteiligten gewünscht hätte”, betonte Unterländer. “Kardinal Marx hat nicht nur alles daran gesetzt, dass diese Fälle neu aufgerollt werden, sondern dass endlich die Perspektive der Opfer in den Mittelpunkt gerückt wurde.”

Aufarbeitungskommission bestürzt über den Schritt von Marx

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission in der Erzdiözese München und Freising hat mit Bestürzung und Respekt auf den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx reagiert. Der Erzbischof habe damit deutlich gemacht, “dass der bisherige Aufarbeitungsprozess nicht ausreicht und eine neue Qualität erhalten muss”, erklärte Kommissions-Vorsitzende Michaela Huber am Sonntag. “Dass er bereit ist, als hoher Geistlicher für das diesbezügliche Fehlverhalten der katholischen Kirche die Verantwortung zu übernehmen, die ein modernes Gemeinwesen mit hohem ethisch-moralischen Anspruch auszeichnet, zeugt von Größe.”

Zugleich riefen die acht Mitglieder den Papst indirekt dazu auf, den Amtsverzicht von Marx als Erzbischof nicht anzunehmen. Man hoffe sehr, dass Franziskus sehe, “welche Chance diese klare Positionierung von Kardinal Reinhard Marx für das Bistum München-Freising und vielleicht überhaupt für die deutsche katholische Kirche bedeutet”, so die Vorsitzende.

Dass der Kardinal nicht nur “eine vordergründige, juristische und zum Teil der Problematik nur bedingt angemessene Form der finanziellen Entschädigung” im Auge habe, sondern auch die Notwendigkeit einer tiefergehenden, strukturellen und gesellschaftlich-soziologischen Veränderung der Institution Kirche erkenne, “unterscheidet ihn von den meisten seiner Amtsbrüder”, erklärte Huber. Dies sei “eine notwendige Voraussetzung, wenn die Kirche in Deutschland wieder an existenzieller Bedeutung gewinnen will”.

Die Kommission hatte sich erst im Mai konstituiert. Ihr Ziel ist es den Angaben zufolge, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs kritisch zu begleiten, begünstigende Strukturen zu identifizieren und Änderungsvorschläge zu machen. Außerdem soll das Gremium Formen erarbeiten, wie auch jenseits juristischer Vereinbarungen eine gewisse Wiedergutmachung möglich sein könnte. Neben jeweils zwei Vertretern des Betroffenenbeirats sowie der Erzdiözese gehören der Kommission vier von der Staatskanzlei vorgeschlagene, aus verschiedenen Berufen stammende Personen an, zu der auch die Vorsitzende gehört. Huber ist Schulpsychologin und Supervisorin.

kna

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