Bambergs katholischer Erzbischof Ludwig Schick sieht keinen Zusammenhang zwischen der Ablehnung des Rücktrittsgesuchs von Münchens Kardinal Reinhard Marx durch den Papst und den Vorgängen im Erzbistum Köln.
Bamberg – Bambergs katholischer Erzbischof Ludwig Schick sieht keinen Zusammenhang zwischen der Ablehnung des Rücktrittsgesuchs von Münchens Kardinal Reinhard Marx durch den Papst und den Vorgängen im Erzbistum Köln. „Personalentscheidungen sind immer individuell und werden bei Bischöfen individuell mit dem Papst besprochen und von ihm entschieden“, sagte Schick dem „Fränkischen Tag“ (Wochenende). „Mit Köln hat die Entscheidung des Papstes nichts zu tun.“
Im Erzbistum Köln überprüfen derzeit im Auftrag des Papstes der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende die „komplexe pastorale Situation“. Hintergrund ist die seit mehr als einem Jahr andauernde Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung und die entstandene Vertrauenskrise.
Die Ablehnung des Rücktrittsgesuchs von Marx „war zu erwarten“, so Schick weiter. „Interessanter als die Personalie ist der Inhalt des Briefes.“ Der Papst verlange Aufklärung und Aufarbeitung des Missbrauchs. „Die Opfer müssen im Mittelpunkt stehen und nicht die Institution.“ Dazu brauche es die radikale Bekehrung aller zu den Werten des Evangeliums „und auch Reform der kirchlichen Institution“. Schick weiter: „Für mich wie für alle anderen bedeutet diese Entscheidung nichts Konkretes. Jeder muss seine Aufgaben so gut wie möglich an seinem Platz erfüllen.“
Zur Marx-Formulierung vom „toten Punkt“ sagte Schick: „Mit Jesus gibt es keinen toten Punkt.“ Er überwinde tote Punkte im Leben der Menschen und der Kirche. Die Formulierung, die Kirche sei „an einem gewissen ‚toten Punkt'“, hatte Marx in seinem Rücktrittsgesuch an Franziskus gewählt. Am Sonntag erklärte Marx dazu, das sei keine Kritik gewesen, „sondern einfach nur ein Aufruf, ein Weckruf“.
Der Erzbischof verwies auf den Jesuiten Alfred Delp (1907-1945), den er mit der Formulierung zitiert habe. Delp habe sie 1944 gewählt, „weil er meint, dass die Kirchen angesichts der Zeitstunde, in die sie hineingestellt sind – das war damals der Nationalsozialismus -, doch zu sehr an ihr eigenes Überleben geklammert waren, an ihre Institution, an den Betrieb, den sie nicht beschädigen wollten“. Am Donnerstag hatte Franziskus das am Freitag zuvor publik gemachte Rücktrittsangebot von Marx abgelehnt.